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Rezension: Spranger/Pasic/Kriebel (Hrsg.), Handbuch des Feuerbestattungswesens (Boorberg, 2014)

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Reis_passvon Rechtsanwältin Christine Reis, Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz

Hat ein über 408 Seiten und 26 Kapitel gehendes Werk zum Feuerbestattungswesen bisher gefehlt? Ja, es hat – und deshalb ist es gut, dass Spranger/Pasic/Kriebel diese Lücke mit dem Handbuch des Feuerbestattungswesens geschlossen haben.

Während man im Angesicht des Todes nur schweigen kann, muss man über die ethischen Anforderungen und die rechtlichen Bedingungen der Bestattung sprechen. Der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann hat vor einigen Jahren in einer Festrede zur Friedhofskultur an den jüdischen Philosophen Hans Jonas erinnert, wonach vor allem drei Dinge den Menschen vom Tier unterschieden, nämlich Werkzeug, Bild und Grab. In dieser These steht das Grab für die räumliche Verortung von Bestattung und Trauer um einen konkreten Menschen – einen Ort, wie ihn auch die Feuerbestattung im Unterschied zu anderen alternativen Ausprägungen der Bestattungskultur, wie sie heute diskutiert und praktiziert werden, bietet. Und weil die Feuerbestattung selten noch kirchenfeindlich mit der Absage an den christlichen Auferstehungsglauben, sondern eher wirtschaftlich begründet wird, hat auch die Kirche, namentlich die katholische Kirche, grundsätzlich ihren Frieden mit dieser Bestattungsform geschlossen.

Gleichwohl lohnt sich unverändert eine Auseinandersetzung mit den ethischen, theologischen und rechtlichen Grundlagen des Feuerbestattungswesens. Das zeigt sich gerade beim Umgang mit wiederverwertbaren Kremationsrückständen (z.B. mit dem Zahngold Verstorbener oder mit Implantaten) sowie beim strafrechtlichen Schutz der Totenasche. Mit diesem heiklen und emotional aufgeladenen Thema beschäftigen sich besonders zwei der in das Handbuch aufgenommenen Kapitel.

Auch ansonsten deckt das Handbuch über die Behandlung ethischer, rechtlicher und technischer Grundlagen hinaus ein sehr weit gefasstes Spektrum wissenschaftlicher, rechtlicher und praktischer Fragestellungen ab. Dabei legt die gründliche und sehr tiefgehende Aufbereitung der Grundlagen des Feuerbestattungswesens die Basis für eine Auseinandersetzung mit Verfassungs- und Landesrecht ebenso wie mit planungs-, bau- und umweltrechtlichen Themenstellungen.

Die verschiedenen Aspekte des Feuerbestattungswesens werden in insgesamt 26 Kapiteln behandelt, die zu vier Teilen zusammengefasst sind:

  • Teil 1: Grundlagen des Feuerbestattungswesens (4 Kapitel)
  • Teil 2: Das Recht der Feuerbestattung (10 Kapitel)
  • Teil 3: Die Beisetzung der Totenasche (9 Kapitel)
  • Teil 4: Der Schutz der Verstorbenen (3 Kapitel)

Das vollständige Inhaltsverzeichnis findet sich hier (PDF, 376 KB).

Mir ist in meiner Beratungspraxis jedenfalls bisher keine wesentliche Fallgestaltung begegnet, die in diesem Handbuch nicht behandelt wäre. Das Bestattungswesen ist Ländersache. Es zeigen sich daher teils erhebliche Unterschiede, z.B. bei den Regelungen zum Erfordernis einer zweiten Leichenschau vor Kremierung, zum Umgang mit Tot- oder Fehlgeborenen im Feuerbestattungswesen oder zur Ausstreuung von Totenaschen in Deutschland. Hilfreich ist deshalb die Sammlung des einschlägigen Landesrechts in Teil 5 (Handreichungen), mit dem das Werk abgerundet wird.

Spranger/Pasic/Kriebel (Hrsg.), Handbuch des Feuerbestattungswesens. Boorberg, Stuttgart 2014, 408 Seiten, ISBN 978-3-415-05135-5, 89 €

Anmerkung der Redaktion

Christine Reis ist Rechtsanwältin und Mediatorin und Referentin für das Friedhofs- und Bestattungswesen beim Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz.

Net-Dokument BayRVR2014110401