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Bayerischer Städtetag: BAYERISCHER STÄDTETAG 2016 – Zuwanderung und Integration – Pellkofer: Zuwanderer müssen Übergänge in die Berufswelt finden

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„Wer Arbeit hat und seinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann, integriert sich leichter in die Gesellschaft, gewinnt Unabhängigkeit und stärkt sein Selbstwertgefühl. Integration in den Arbeitsmarkt ist wichtig – dies gilt für Zuwanderer ebenso wie für Langzeitarbeitslose, die in Deutschland geboren sind. Wir müssen bessere Übergänge schaffen, damit Benachteiligte einen Anschluss an die Berufswelt finden: Dies gilt auch für deutsche Jugendliche ohne Abschluss und dies gilt für Migranten, die kaum Deutschkenntnisse haben oder denen Schlüsselqualifikationen fehlen“, sagt der 2. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, Erster Bürgermeister Josef Pellkofer, Dingolfing. Die Hilfemöglichkeiten liegen in Kursen zur Nachqualifizierung, in Sprachkursen und beim Nachholen von Schulabschlüssen.

Pellkofer: „Wenn das unternehmerische Potential von Zuwanderern sich stärker entwickeln kann, profitieren davon beide Seiten – Migranten und Wirtschaft. Die demografische Entwicklung zeigt, dass der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften nicht ohne Zuwanderung zu decken ist.“

Es ist kontraproduktiv, wenn qualifizierte Zuwanderer nicht in ihren bisherigen Berufen arbeiten können, weil ihre ausländischen Abschlüsse nicht anerkannt werden. Damit werden sie in den Niedriglohnsektor abgedrängt: Dies ist für die Betroffenen frustrierend, für die Sozialkassen teuer und es hemmt die Volkswirtschaft.

Pellkofer: „Derzeit sind in einer positiven Konjunkturphase und einem guten Arbeitsmarkt die Voraussetzungen günstig, Menschen in Ausbildung und Arbeit zu bringen. Migranten wollen arbeiten. Allerdings fehlen hierfür oft die formalen Voraussetzungen. Fähigkeiten und Kenntnisse müssen rasch festgestellt werden. Die Verfahren zur Anerkennung einer ausländischen beruflichen Qualifikation müssen verkürzt werden.“

Zwischen Bundesagentur für Arbeit, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie den Jobcentern müssen Maßnahmen abgestimmt werden, die Spracherwerb, Ausbildung und Arbeit im Blick haben. Eine Koordinierung sollte auf kommunaler Ebene stattfinden. Die Jobcenter benötigen qualifiziertes Personal und arbeitsmarktpolitische Förderinstrumente zur Integration von Flüchtlingen.

Pellkofer: „Wir brauchen frühzeitige Angebote zur Anpassung ans Berufsleben, etwa mit Deutschförderung und mit Brückenmaßnahmen, damit Flüchtlinge vorübergehend unterhalb der erworbenen Qualifikation eine erste Möglichkeit finden, in einen Beruf einzusteigen.“

Die Beschäftigung im Niedriglohnsektor mag auf den ersten Blick für Flüchtlinge attraktiv erscheinen, die schnell Geld verdienen wollen, würde aber letztlich dauerhaft aufstockende Sozialleistungen für den Lebensunterhalt nach sich ziehen. Es gibt eine Fülle an Angeboten, die noch besser aufeinander abgestimmt werden müssen. Kommunen leisten Vernetzung und Integration: Dafür müssen staatliche Fördermittel und Unterstützungsleistungen zur Verfügung stehen. Für Kooperationen unter den Akteuren (Schulamt, Jugendamt, Agentur für Arbeit, Kammern, Arbeit- und Ausbildungsgeber, Jobcenter) müssen tragfähige Strukturen und Ressourcen zur Verfügung stehen. Hierfür sind Sondermittel von Bund und Land nötig. Sprachkenntnisse und Bildungskompetenzen von Zuwanderern müssen früh ermittelt werden. Die Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen muss erleichtert werden. Ein frühes und einfaches Clearing hilft, um die Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Integration reicht über die Politik von Bund, Land und Kommune hinaus. Integration ist ein Bereich, in dem die Bürgerschaft eine tragende Rolle spielt; hier engagieren sich Sportvereine und Musikschulen, hier kommen die Stärken von Volkshochschulen zum Tragen.

Pellkofer: „Ohne die Arbeit an den vielen Graswurzeln kann das komplexe und dauerhafte Projekt Integration nie bewältigt werden. Ohne bürgerschaftliches Engagement wären die vielfältigen Aktivitäten zur Integration nicht zu schultern.“

Wohlfahrtsverbände, Kirchen und Institutionen arbeiten mit Freiwilligen zusammen. Migrantenorganisationen, Ausländerbeiräte und Glaubensgemeinschaften haben selbst Migrations- und Fluchterfahrung: Sie alle sind erste Anlaufstellen und Brückenbauer.

Pellkofer: „Ehrenamtliches Engagement kann nicht Aufgabenbereiche vom Staat übernehmen. Bürgerschaftliches Engagement ist eine Möglichkeit, eigene Stärken einzubringen. Freiwillige leisten einen wertvollen Beitrag in der Zivilgesellschaft.“

Städte und Gemeinden schätzen die örtlichen Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements und pflegen ein partnerschaftliches Miteinander. Um eine Überlastung des bürgerschaftlichen Engagements zu vermeiden und tragfähige Strukturen zu etablieren, ist die Koordinierung und Begleitung durch Hauptamtliche wichtig. Der Freistaat muss nach verlässlichen Förderbedingungen kontinuierlich fördern.

Bayerischer Städtetag, Pressemitteilung v. 13.07.2016