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StMUK: ifo-Bericht basiert auf veralteten Daten – Differenziertes Schulwesen in Bayern durchlässig weiterentwickelt und durch Vergleichsstudie des IQB bestätigt

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Kultusministerium nimmt Stellung zu ifo-Bericht zur Einführung der sechsstufigen Realschulen im Jahr 2000 

Der heute veröffentlichte ifo-Bericht basiert auf veralteten Daten. Die Vermutungen des ifo-Berichts, dass die Lernleistungen an Haupt- und Realschulen aufgrund der Einführung der sechsstufigen Realschulen im Jahr 2000 zurückgegangen seien, weist das Bayerische Kultusministerium unter Hinweis auf aktuelle empirische Daten zurück.

  1. Das gute Abschneiden von Bayerns Schülerinnen und Schülern in der 9. Jahrgangsstufe beim Ländervergleich des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen im Jahr 2009 ist vor allem auch auf die soliden Leistungen der Haupt- und Realschüler zurückzuführen. Im Vergleich zu allen deutschen Ländern haben die bayerischen Schülerinnen und Schüler an Haupt- und Realschulen am besten in den untersuchten Fächern abgeschnitten, nämlich der 1. Fremdsprache und Deutsch. Diese Fakten widersprechen der Behauptung des Volkswirts Marc Piopiunik.
  2. Die von Herrn Piopiunik für seine Auswertung herangezogenen Daten sind nicht originär von ihm erhoben worden, sie stammen allesamt aus den Jahren 2000 bis 2006 und müssen (siehe Ergebnisse des Ländervergleichs 2009) als überholt gelten. So haben sich die Werte der bayerischen Schülerinnen und Schüler an Haupt- und Realschulen, die 2006 in Mathematik und Lesen in marginaler Weise unter denen von 2003 lagen (anders als die in den Naturwissenschaften, die anstiegen), bei späteren Vergleichen günstig entwickelt.
  3. Die Daten, die dem Kurzbericht von ifo zugrunde liegen, basieren auf den Leistungen von damals 15-jährigen Schülerinnen und Schülern. Leistungen von 15-Jährigen haben aber kaum Aussagekraft über mögliche Auswirkungen einer Schulwahlentscheidung in Jahrgangsstufe 4. Es wirkt unglaubwürdig, die Entwicklung eines jungen Menschen in einem Zeitraum von fünf Jahren allein auf die Schulwahlentscheidung im Alter von 10 Jahren zu reduzieren.
  4. Aber auch die Tabellen des ifo-Berichts belegen, dass die Leistungen der bayerischen Schülerinnen und Schüler von Haupt- und Realschule weit über denen der Vergleichsgruppen in anderen deutschen Ländern liegen.
  5. Der Befund des ifo-Berichts, dass in allen deutschen Ländern der Bildungserfolg stark vom Elternhaus gerade mit Blick auf Daten von 2006 abhängig war und weithin bis heute noch ist, trifft zu. Das Bayerische Kultusministerium hat seit 2008 die institutionelle Durchlässigkeit des bayerischen Schulwesens erheblich ausgebaut:
    • z.B. durch die Abkoppelung von Schulabschlüssen von der jeweiligen Schulart; an den Mittelschulen erwirbt heute mehr als ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler den mittleren Abschluss;
    • durch die Möglichkeit, nach einem ersten Schulabschluss weitere zu erwerben. Mittlerweile werden 43 Prozent aller Hochschulzugangsberechtigungen über die berufliche Bildung erworben. Diesen Weg beschreiten in der Regel Absolventen der Haupt- und Realschule z.B. über die Fachoberschule und Berufsoberschule;
    • durch eine Studie der Bertelsmann-Stiftung wurde Bayern erst jüngst bescheinigt, dass mehr Schülerinnen und Schüler auf Schularten wechseln, die höhere Abschluss verleihen;
    • durch die kindgerechte Weiterentwicklung des Übertrittsverfahrens treffen in Bayern nun vermehrt die Eltern die Entscheidung der Schulwahl. Der Zeitpunkt nach der 4. Jahrgangsstufe ist nach entsprechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen ein geeigneter. Selbst die PISA-Koordinierungsgruppe stellte 2008 fest, dass die Schülerinnen und Schüler in den Ländern mit früher Schulwahlentscheidung in einem gegliedertem Schulsystem im Vergleich deutlich besser abschneiden als ihre Mitschüler in Ländern, in denen erst im Alter von 15 bis 16 Jahren aufgeteilt wird.

Die Ausweitung individueller Fördermöglichkeiten und der massive Ausbau von Ganztagsschulen erhöht zudem die Bildungschancen junger Menschen unabhängig vom Elternhaus in Bayern.

Das differenzierte Schulwesen, das in Bayern sehr durchlässig weiterentwickelt worden ist, berücksichtigt in besonderer Weise die Begabungen und Interessen der Schülerschaft, die sich immer heterogener entwickelt. Sie werden jeweils bestmöglich in der Schulart gefördert, die ihrem individuellen Leistungsvermögen entspricht und für die sich die Eltern bewusst entscheiden. Eine erneute Schulstrukturdebatte ist vor dem Hintergrund aktueller empirischer Daten überflüssig. Die „Gemeinschaftsschule“ bleibt ein Schulmodell, das die starken Schüler nicht ausreichend fordert und die schwachen Schüler nicht ausreichend fördert.

StMUK, PM v. 14.02.2013