Aktuelles

StMUK: Kultusministerium prüft die Namen der staatlichen Schulen hinsichtlich historischer Belastungen – Ministerium begleitet Schulen bei der Diskussion über Namengeber

©pixelkorn - stock.adobe.com

Bayerns Kultusministerium prüft gegenwärtig die Namen von staatlichen Schulen hinsichtlich möglicher historischer Belastungen der Namengeber. Dabei handelt es sich in erster Linie um Realschulen, Gymnasien sowie Fach- und Berufsoberschulen. Zugleich hat das Ministerium die Regierungen aufgefordert, die staatlichen Grund- und Mittelschulen sowie beruflichen Schulen und Förderschulen hinsichtlich der Namengeber zu überprüfen.

„Die aktuelle Diskussion über die Namengebung eines Gymnasiums in Schwaben hat uns dazu bewegt, zu prüfen, ob Schulen einen Namen beantragt hatten, der aufgrund geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse, vor allem auch aufgrund neuerer Forschungen, belastet ist“, so Kultusminister Ludwig Spaenle.

Er erwähnte dabei die Diskussion über die Benennung einer Schule nach Wernher von Braun. Für Kultusminister Spaenle – selbst Historiker – steht fest:

„Personen, die sich durch ihre Zusammenarbeit mit menschenverachtenden Herrschaftssystemen, in der deutschen Geschichte geht es in erster Linie um die braune Diktatur unter Adolf Hitler, mitschuldig gemacht haben, können nicht als Namengeber von staatlichen Schulen in demokratischen Rechtsstaat fungieren.“

Ziel der Überprüfung der Beinamen staatlicher Schulen ist es, die Schulen bei dem Prozess zu begleiten (auch durch die Fachkompetenz des entsprechenden Referats und der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit), sich mit Namen, die in der historischen Wertung problematisch sind, sehr intensiv auseinanderzusetzen und den Namen am Ende – falls erforderlich – abzulegen.

Ein Beispiel ist Max Dingler. Dingler hatte sich als Zooologe, Naturschützer und Mundartdichter in Oberbayern einen Namen gemacht. Er hatte aber auch an Hitlers „Marsch auf die Feldherrnhalle“ 1923 teilgenommen, sich als Verfechter der NS-Ideologie positioniert und eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Die Mittelschule Murnau hat den bisherigen Namengeber intensiv diskutiert und den diesen Namen im Juli 2011 abgelegt.

Zur historischen Bewertung der Person Wernher von Braun hat Kultusminister Spaenle betont:

„Wernher von Braun gilt als Pionier der Raumfahrt. Seine unkritische Technikgläubigkeit hat seinen Blick auf die menschenverachtenden Bedingungen des Raketenprogramms in Peenemünde und in der Folge in Mittelbau Dora verstellt, wo die Fließbandproduktion der V2-Raketen stattfand. In Mittelbau Dora fanden Tausende von Zwangsarbeitern den Tod. Seine Person ist damit von der Verbrechensbilanz des Dritten Reichs nicht zu trennen.“

Nach dem Art. 29 des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes kann einer „Schule vom Schulträger mit Zustimmung des Schulaufwandsträgers, der Lehrerkonferenz, des Elternbeirats und der Schülermitverantwortung, bei Berufsschulen des Berufsschulbeirats neben der amtlichen Bezeichnung ein Name verliehen werden.“

Schulen können, wie das Beispiel von Murnau zeigt, in vergleichbarem Handeln auch einen ehemals verliehenen Namen wieder ablegen. Es gibt Beispiele, in denen sich Schulen vor Jahrzehnten Namen gegeben haben, die aufgrund neuerer Erkenntnisse eine intensive Auseinandersetzung als richtig erscheinen lassen.

StMUK, PM v. 06.03.2013