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StMWFK: Prüfbericht der Bayerischen Lebertransplantationszentren liegt vor: Keine weiteren Manipulationen / Zukünftig nur noch drei Lebertransplantationszentren in Bayern

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Im Beisein von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch und Gesundheitsminister Marcel Huber stellte der Vorsitzende der Auditkommission für die bayerischen Lebertransplantationszentren, Professor Ferdinand Mühlbacher, heute seinen Bericht vor.

Nach Bekanntwerden von Manipulationen bei Lebertransplantationen hatten die beiden Minister im Herbst 2012 eine umfassende Überprüfung initiiert. Für den Bericht wurden alle seit 2007 in Bayern durchgeführten 896 Lebertransplantationen untersucht. Insgesamt bescheinigt der Bericht den bayerischen Transplantationszentren gute Arbeit. Neben den drei bereits bekannten Manipulationen am Klinikum rechts der Isar wurden keine weiteren Manipulationen festgestellt.

Allerdings sei es bayernweit insgesamt bei weiteren 68 Transplantationen, dies entspricht 7,6 Prozent, zu Richtlinienverstößen unterschiedlicher Art gekommen. Hier gebe es aber keinerlei Anhaltspunkte für systematische oder vorsätzliche kriminelle Verletzung der Regeln mit dem Ziel, einzelne Patienten zu bevorzugen. Die Regelverletzungen seien vielmehr aus dem ärztlichen Handlungsalltag nachvollziehbar und ließen, insbesondere in der Anfangsphase nach der Novellierung der Richtlinien Ende 2006, eine gewisse Unsicherheit in Umgang und Interpretation der Richtlinien erkennen.

Prof. Ferdinand Mühlbacher erläutert: „Wir haben die Richtlinienverstöße kategorisiert und dabei festgestellt, dass die Mehrheit der Verstöße im Einzelfall medizinisch begründet vorgenommen wurde und auch der entsprechende interdisziplinäre Entscheidungsprozess hierfür nachvollzogen werden kann. Hier gilt es, die Regeln zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern. Zum einen kommt im derzeit gültigen Allokationssystem der Erfolgsaussicht zu wenig Bedeutung zu, zum anderen müssen die Richtlinien laufend an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden.“

Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch betont: „Bayern hat als erstes Land die Konsequenzen aus dem Transplantationsskandal gezogen und eine umfassende Prüfung aller Lebertransplantationen in bundesweit einmaliger Tiefenschärfe vorgenommen. Auf Basis dieses Berichts können wir nun die richtigen Schritte zur Verbesserung einleiten. Dies ist dringend notwendig, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Transplantationsmedizin wiederzugewinnen und die Bereitschaft zur Organspende wieder zu erhöhen.“

Neben der Überprüfung der Lebertransplantationen und den Verbesserungsvorschlägen für die Transplantationsrichtlinien gibt der Bericht konkrete Strukturempfehlungen.

„Strukturell sind drei Lebertransplantationszentren in Bayern ausreichend, sowohl bezogen auf die Gesamtzahl von 160 Lebertransplantationen in Bayern pro Jahr als auch bezogen auf die Fläche. Es macht keinen Sinn, um Patientenzahlen zu konkurrieren, in erster Linie zählt die Ergebnisqualität“, betont Mühlbacher.

Heubisch und Huber sind sich einig, dass die Chance zur zukunftsträchtigen Neustrukturierung der Lebertransplantation in Bayern ergriffen werden sollte. So soll es künftig drei Lebertransplantationszentren in Bayern geben: Großhadern, Regensburg und Würzburg. Diese Programme zeichnen sich durch besondere Qualität aus. Das Lebertransplantationsprogramm in Erlangen mit sehr niedrigen Lebertransplantationszahlen und das Programm München rechts der Isar würden geschlossen, blieben aber als Lebertherapiezentren erhalten. Privilegierte Kooperationen mit den verbleibenden bayerischen Lebertransplantationszentren sollen die Patientenversorgung bayernweit sichern.

Gesundheitsminister Marcel Huber erklärte: „Mit der Konzentration auf drei Zentren in Bayern können wir nachhaltige Konsequenzen ziehen. Die strukturellen Änderungen sollen vor allem Transparenz, Effizienz und neues Vertrauen bringen. Ein Neuanfang würde für die Transplantationsmedizin in Bayern viele Chancen bringen. So würden Kompetenzen zum Wohle der Patienten gebündelt und damit die Qualität der medizinischen Versorgung weiter gestärkt. Außerdem setzt Bayern auf Kooperation statt Konkurrenz. Um die Organspendebereitschaft der Menschen wieder zu erhöhen, müssen mögliche Schwachstellen beseitigt und Vertrauen in das System zurück gewonnen werden. In Bayern warten nach wie vor rund 2.500 Patienten dringend auf ein neues Organ. Deren Leben kann durch Organspende gerettet werden. Das muss wieder im Vordergrund stehen.“

Abschließend betonten Heubisch und Huber, dass Bayern auf diese Weise als erstes Land in Deutschland nach dem Transplantationsskandal strukturpolitische Handlungsfähigkeit beweisen könnte.

StMWFK, PM v. 15.05.2013