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Landtag: Gemeinsamer Gedenkakt des Bayerischen Landtags und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus

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Stiftungsdirektor Karl Freller: „Diese Veranstaltung ist kein Verharren im Gestern, sondern Mahnung an die Zukunft“

Anlässlich des internationalen Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus erinnern der Bayerische Landtag und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten traditionell mit einer gemeinsamen Veranstaltung an die Menschen, die während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft verfolgt und ermordet wurden.

Heuer findet der Gedenkakt am 23. Januar 2014 ab 14 Uhr im Musiksaal der Nürnberger Symphoniker, Kongresshalle Nürnberg, statt. Auf dem ehemaligen Parteitagsgelände der Nazis wird im Dokumentationszentrum Nürnberg heute ganz bewusst das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte aufgearbeitet. Aus einem ehemaligen Inszenierungsschauplatz der Täter sei ein Platz geworden, an dem man auf vielfältige Weise an die unschuldigen Opfer einer hasserfüllten Ideologie erinnern könne, so Landtagspräsidentin Barbara Stamm:

„Heute hat der Ort, an dem wir uns befinden, ein wenig von seinem Schrecken verloren. In einem Teil der Kongresshalle wurde ein Dokumentationszentrum eingerichtet. In einem anderen erhielten die Nürnberger Symphoniker ihren Sitz. So wurde aus der ‚Kulisse der Gewalt‘ ein Ort des Lernens, des Gedenkens und der Musik – auch des Gedenkens an die Musiker, die vom NS-Regime geächtet, ins Exil getrieben oder ermordet wurden.“

Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, warnt davor, in diesem Gedenkakt nur die Erinnerung an eine dunkle Vergangenheit zu sehen:

„Ich rufe ins Bewusstsein, dass ganz nahe von hier rechtsextreme Terroristen drei unserer Mitmenschen – Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru und Ismail Yasar – ermordeten – nur und ausschließlich, weil sie aus einem anderen Land kamen. Der Ungeist mörderischer Menschenverachtung wird immer wieder aufkeimen! Deshalb sind Veranstaltungen wie diese kein Verharren im Gestern, sondern eine Mahnung an die Zukunft.“

Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt in diesem Jahr auf der Musik, die wie Lucius A. Hemmer, der Intendant der Nürnberger Symphoniker sagt, das auszudrücken vermag, wo die Sprache versagt. Gerade angesichts der unaussprechlichen Verbrechen des Nazi-Regimes, sei es eine Möglichkeit spürbar zu machen, wozu einem die Worte fehlen.

„Mit der Kraft der Musik kann man vieles zum Ausdruck bringen: Verzweiflung, Schrecken und Schmerz, Trauer aber – im positiven Falle – eben auch Erbauung, Liebe oder Tröstung“, erklärt Hemmer.

Ein Beispiel dafür ist „Quatuor pour la fin du temps“, das Olivier Messiaën in den Jahren 1940/41 in einem nationalsozialistischen Kriegsgefangenenlager in Görlitz komponierte. Bei der Aufführung in Nürnberg wird das Stück durch einen Film von Esther Glück und Tom Gottschalk visualisiert.

„Der Film verdeutlicht in gleichsam subtiler wie radikaler Weise, wie das Leben eines Menschen – im wahrsten Sinne des Wortes – nach und nach ausradiert wird, wie die Menschen aus dem Kreis der Lieben verschwinden und eine Lücke hinterlassen. Eine Lücke, die nicht mehr gefüllt werden kann“, erläutert Hemmer das Konzept dieses Programmteils.

Ein Höhepunkt ist die Uraufführung von „In the blood, live“, das der israelische Komponist und Dirigent Issak Tavior speziell für diesen Anlass geschrieben hat. Ebenfalls eigens für den Gedenkakt treten drei Chöre gemeinsam auf: der Zamirchor e. V. aus Bayreuth, der Tivon Chamber Choir aus Israel und der Jerusalem Oratorio Chamber Choir, ebenfalls aus Israel.

Die Gedenkveranstaltung beginnt um 14 Uhr und wird vom Bayerischen Fernsehen übertragen.

Ablauf der Gedenkveranstaltung

  • Uraufführung „In the blood, live“ ( Issak Tavior)
  • Filmeinspielung durch das Bayerische Fernsehen
  • Gedenkwort Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags
  • „Kaddish“ (Maurice Ravel)
  • Gedenkwort Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten
  • „Konzert E-Dur für Violine und Orchester BWV 1042“ (Johann Sebastian Bach)
  • Grußwort Lucius A. Hemmer, Intendant der Nürnberger Symphoniker
  • „Nachamu Ami“ – Sei getröstet mein Volk (Issak Tavior)
  • Gedenkansprache Rudi Ceslanski, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und Zeitzeuge
  • Sequenz “Louange à l´immortalité” aus dem Kunstfilm „Für das Ende der Zeit“ (Esther Glück und Tom Gottschalk)
  • „For this is the whole man“ (Issak Tavior)

Die Veranstaltung endet gegen 15 Uhr.

Musikalische Gestaltung

  • Nürnberger Symphoniker, Intendant: Lucius A. Hemmer, Dirigent: Issak Tavior aus Israel
  • Violin-Solistin: Mirella Goldstein
  • Sopran: Barbara Baier
  • Alt: Ela Zingerevich (Israel)
  • Zamirchor e. V. Bayreuth
  • Tivon Chamber Choir (Israel)

Bayerischer Landtag, PM v. 23.01.2014