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Bayerischer Städtetag: Ganztagsplatzgarantie für Schüler

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„Die Staatsregierung verspricht den Ausbau eines bedarfsgerechten Ganztagsangebots für Schüler bis 14 Jahre. Ministerpräsident Horst Seehofer hat in seiner Regierungserklärung sogar eine Ganztagsgarantie bis 2018 abgegeben. Das ist ein ambitioniertes Ziel, zumal Bayern hier Nachholbedarf hat. Das Versprechen der Staatsregierung kommt den Forderungen des Bayerischen Städtetags entgegen. Nun muss die Staatsregierung klären, wie sie im Detail die Ganztagsgarantie realisiert“, sagt der Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly. Die Städte fordern ein stärkeres Engagement des Staates beim Ganztagsangebot. Der Staat muss Ganztagsschulen personell und finanziell besser ausstatten. Notwendig ist die Harmonisierung bei Trägerschaft und Finanzierung von Betreuungsangeboten für Grundschüler; flexiblere Formen der Zusammenarbeit bei Kindertageseinrichtungen müssen möglich werden. Notwendig ist der Ausbau eines flächendeckenden Ganztagsangebots, das den Bedarf von Eltern und Schülern abdeckt; der Anteil gebundener schulischer Ganztagsformen mit rhythmisiertem Tagesablauf – also eine wirkliche Ganztagsschule – muss ausgeweitet werden.

Maly: „Derzeit ist der Dschungel der Ganztagsbetreuung unübersichtlich – vielfältige Betreuungsmöglichkeiten und Fördersysteme laufen nebeneinander. Das Durcheinander mit einem Dutzend unterschiedlicher Angebote in Schulen und Horten muss harmonisiert und sinnvoll gegliedert werden.“

Es gibt etwa Horte, Tagespflege, Großtagespflege, Halbtagsgrundschule mit Morgenbetreuung, Halbtagsgrundschule mit Mittagsbetreuung, offene Ganztagsschule und gebundene Ganztagsklassen (also eine wirkliche Ganztagsschule). Derzeit liegt in Bayern bei rein schulischen Ganztagsplätzen (Stand Schuljahr 2012/13) der Anteil lediglich bei 9,6 Prozent, der Bundesdurchschnitt lag 2011 liegt bei 26 Prozent. Erst mit Hilfe der Mittagsbetreuung der freien Träger oder mit kommunalen Kindertagesstätten und Horten wird in Bayern ein Ganztagsanteil von 22,4 Prozent erreicht. Ein Großteil der Lasten für Ganztagsangebote liegt damit derzeit bei den Kommunen.

Maly: „Der gesellschaftliche Wandel, ein geändertes Familienbild, zunehmende Berufstätigkeit beider Elternteile und eine höhere Zahl an Alleinerziehenden erfordern eine Anpassung des Schulwesens. Dies gilt etwa für die Betreuung von Schülern während 13 Wochen Schulferienzeiten oder die Betreuung am Nachmittag – also in den Randzeiten, wenn die Eltern noch am Arbeitsplatz sind. Anknüpfend an den Bildungsgipfel 2009 von Staatsregierung und kommunalen Spitzenverbänden ist es nach fünf Jahren an der Zeit, dass sich alle Beteiligten wieder an einen Tisch setzen, um die Umsetzung der Ganztagsgarantie des Ministerpräsidenten auch voranzubringen. Es fehlt ein konkreter Ausbauplan. Ohne die Kommunen als Träger des Sachaufwands vor allem bei Schulbauten kann dies nicht geschehen: Höherer Raumbedarf für Schülergruppen, Mensen oder zusätzliche Räume für Lehrkräfte kosten Geld – da ist der Freistaat mit einer höheren Förderung am Zug. Und: Ohne ausreichend ausgestattete Lehrerkollegien lässt sich die Ganztagsschule nicht sinnvoll gestalten.“

Da der Anteil von Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten, Drogenproblemen, Gewaltbereitschaft, familiären Problemen oder mit Migrationshintergrund steigt, müssen neue Möglichkeiten für das Zusammenwirken von Jugendamt und Schule geschaffen werden. Diese Kinder und Jugendlichen brauchen eine Chance, um sich wieder in den Schulbetrieb und in die Gesellschaft einzubinden.

Maly: „Wir benötigen neue Formen der Zusammenarbeit ,unter einem Dach‘: Es hilft den betroffenen Kindern, Jugendlichen, Lehrern und Sozialarbeitern wenig, wenn kommunale Jugendhilfe und staatliche Schule getrennt nebeneinander her arbeiten. Sinnvoller ist eine integrative Betreuung und Beschulung. Schule und Jugendhilfe müssen enger ineinander verzahnt werden.“

Bayerischer Städtetag, PM v. 06.02.2014