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Bayerischer Bezirketag: Gesundheitspolitischer Kongress in Irsee – Mederer sieht Entgeltsystem mit Sorge

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Eine gute Resonanz rief der gesundheitspolitische Kongress der bayerischen Bezirke hervor, der in diesen Tagen traditionell im Kloster Irsee stattfand. Mehr als 60 Teilnehmer, darunter viele Bezirksräte, diskutierten die Zukunft der psychiatrischen Versorgung in Bayern. Bestimmendes Thema der Tagung war die bevorstehende Einführung des neuen Entgeltsystems für die Psychiatrie und Psychosomatik, „PEPP“.

„Das neue Entgeltsystem sehe ich aber mit größter Sorge“ betonte Bezirketagspräsident Josef Mederer.

Derzeit befindet es sich in einer Erprobungsphase, trotz vieler Bedenken. Unter anderem hatten mehrere Bezirkstage, betroffene Kliniken, medizinische Fachverbände, Patienten- und Angehörigenverbände Nachbesserungen gefordert. Allein in Bayern sind mehr als 50 Einrichtungen der Bezirke betroffen, die mehr als 300.000 Patienten pro Jahr behandeln. Problematisch ist, dass nach den aktuell gültigen Vorgaben des Entgeltsystems die Entgelte bei einer längeren Verweildauer von Patienten sinken werden.

„Eine weitere Verkürzung darf aber nur aus medizinischen Gründen erfolgen, also zum Wohl der Patienten, nicht aus rein wirtschaftlichen Gründen“, forderte Mederer.

Die Kliniken befürchteten sonst „Drehtüreffekte“ und möglicherweise Defizite bei der Versorgung schwerstkranker Patienten. Mederer fordert deshalb mit Nachdruck eine leistungsgerechte Vergütung für die Kliniken der Bezirke, die eine gesetzliche Aufnahmepflicht für alle psychisch kranken Menschen haben.

„Das neue System muss die wirtschaftliche Basis dafür bieten, dass die erfolgreich aufgebauten dezentralen Vollversorgungsstrukturen erhalten werden und die Behandlungsmöglichkeiten, gerade auch von Schwerkranken, umfassend sichergestellt sind“, so der Bezirketagspräsident.

Diese Forderung fand in Irsee einmütige Unterstützung. Konsens war auch, dass sich alle Kliniken so schnell wie möglich an der Kalkulation beteiligen und so mögliche Missstände im System offenlegen.

Auch die Versorgung ambulanter psychiatrischer Patienten wurde thematisiert. Bislang gibt es nur wenige ambulante psychiatrische Pflegedienste wie den „Ambulanten Psychiatrischer Pflegedienst München“. Hermann Schmid, Pflegedirektor des kbo-Isar-Amper-Klinikum Taufkirchen (Vils) und Vorsitzender des Verbands der Pflegedienstleitungen Psychiatrischer Kliniken, stellte die Frage, inwieweit eine ambulante psychiatrische Versorgung unter dem neuen Entgeltsystem möglich sei. Unklar sei hier etwa, wie die ambulante Leistung dann abgerechnet werden könne. Zudem müsse man auch diskutieren, wie sich ambulante psychiatrische Pflegedienste gegenüber den somatischen Pflegdiensten auf Dauer behaupten können.

Erörtert wurde bei dem Kongress zudem die Notwendigkeit eines „bayerischen PsychKG“. Dr. Klaus Obert, Bereichsleitung Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen des Caritasverbands Stuttgart e.V., stellte dabei die Erfahrungen aus Baden-Württemberg vor. Dabei könnte man sehr gut auf den Grundsätzen der Staatsregierung zur psychiatrischen Versorgung in Bayern von 2007 aufbauen, so Obert. Wichtig sei aber eine breite Diskussion und dann eine konsensfähige Lösung.

Die Teilnehmer zogen ein positives Fazit der Tagung: Aktuelle Themen seien in Irsee aufgegriffen und praxisnah behandelt worden. Insbesondere die Einigkeit aller Teilnehmer, das neue Entgeltsystem neu zu justieren, wurde als wegweisender Impuls bewertet.

Bayerischer Bezirketag, Pressemitteilung v. 21.02.2014 (von Heiner Lüttecke)