Gesetzgebung

Bayerischer Städtetag: Ohne Steuerung funktioniert keine kluge Infrastrukturpolitik – Maly: Landesentwicklung benötigt Willen zur Gestaltung

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„Bayern braucht Regeln, damit sich dieses über Jahrhunderte gewachsene Land weiter gut entwickelt. Ganz ohne Steuerung geht es nicht. Bayern steht heute so gut da, weil sich die Landespolitik in den 1970er Jahren gründliche Gedanken um die Entwicklung Bayerns gemacht hat. Damals sind Rahmenbedingungen zur Landesentwicklung abgesteckt worden“, sagte der Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bei der gestrigen Oberbürgermeisterkonferenz der kreisfreien Städte und der Großen Kreisstädte mit Heimatminister Dr. Markus Söder in Nürnberg:

„Infrastrukturpolitik und Landesentwicklung lassen sich nicht mit dem Spiel der Märkte regeln. Heute entwickelt sich Bayern unter den Vorzeichen der Globalisierung: Das funktioniert nur mit dem Willen zur Steuerung und einer gut geplanten Infrastrukturpolitik.“

Die Energiewende stellt neue Herausforderungen, nicht zuletzt mit Folgen für die Kulturlandschaft. Landesentwicklung in Bayern steht unter den Vorgaben, die demografische Entwicklung zu steuern, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, einen Ausgleich zwischen schrumpfenden und wachsenden Regionen zu meistern.

Maly: „Bayern braucht in der Landesentwicklung überfachlichen Planungswillen und überörtlichen Gestaltungswillen. Die Zusammenlegung von Landesentwicklung und digitaler Erschließung im Finanzministerium kann nachhaltige Impulse geben.“

Die ungezügelte Ansiedlung von Einkaufshallen oder Factory-Outlet-Centern auf der grünen Wiese hält weder Abwanderung noch demografischen Wandel auf. Hier ist eine gute Infrastrukturpolitik gefragt – Straße, Schiene, Datenautobahn – und eine staatliche Regional- und Strukturpolitik, die attraktive „Ankerpunkte“ für die Menschen schafft: Behördenverlagerungen, Hochschulen und Außenstellen von Forschungseinrichtungen geben Impulse für eine Region.

Maly: „Die Zuständigkeit im Finanzministerium für die Prüfung von Behördenverlagerungen bietet Chancen. Behördenteile können Regionen stabilisieren und die regionale Wirtschaft beleben.“

Gute Möglichkeiten zur nachhaltigen Zukunftssicherung liegen in einer breit gefächerten Hochschullandschaft.

Maly: „Klug gesetzte Einrichtungen von Forschung und Lehre entwickeln sich zu dynamischen Motoren. Der Freistaat hat seit den 1970er Jahren mit nachhaltigem Erfolg ein vielfältiges Netz von Hochschulen über das ganze Land gelegt: Beispiele sind Amberg, Ansbach, Coburg, Deggendorf, Hof, Kempten, Schweinfurt und Weiden. Neue Bildungseinrichtungen stoßen auf lange Sicht Innovatives an und geben dem Kulturleben in den einzelnen Städten neue Impulse.“

Die Verbindung der Zuständigkeiten der digitalen Erschließung Bayerns mit der Koordination der Aktivitäten zu den demografischen Herausforderungen im Finanzministerium öffnet laut Maly ein Potential:

„Wenn Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse der Maßstab des Handelns ist, dann darf man nicht zusätzliche Spots dort installieren, wo es bereits hell leuchtet. Landesentwicklung muss sich Gedanken machen, wo mehr Licht nötig ist. Hier hilft ein Landesentwicklungsprogramm mit überfachlichem und überörtlichem Anspruch. Eine Förderung aus der Gießkanne löst nicht die Herausforderungen im Kampf gegen demografischen Wandel – unüberlegt eingesetzte Mittel lindern nicht die Ursachen des Schrumpfens. Bayern braucht in der Landesentwicklung die ordnende Hand des Staates.“

Das Landesentwicklungsprogramm soll steuern, etwa bei der landesweiten Verteilung zentralörtlicher Einrichtungen nach dem Zentrale-Orte-System. Es soll Städte und Gemeinden schützen, etwa mit Hilfe des Anbindegebots oder den Festlegungen zum großflächigen Einzelhandel. Das Landesentwicklungsprogramm soll unterstützen, etwa bei der Festlegung von Standorten für Windenergieanlagen. Eine Stärke der ländlichen Räume sind seine zentralen Orte. Sie kommen bei der politischen Diskussion um die ländlichen Räume oft zu kurz.

Maly: „Die Zukunft des polyzentrisch strukturierten Flächenstaats Bayern ist eng mit seinen zentralen Orten verbunden. Die beste Förderung der ländlichen Räume ist über die zentralen Orte zu erreichen. Die zentralen Orte prägen die Identität und das Bild der Region. Sie spiegeln die Vielfalt Bayerns wider – gerade in den ländlichen Räumen. Der Städtetag ist nicht unter die Planungsfetischisten gegangen, wenn er unter bestimmten Voraussetzungen Planung und Regelungen fordert.“

Bayerischer Städtetag, Pressemitteilung v. 27.05.2014