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Universität Passau: Studie mit Passauer Beteiligung zeigt: Mehr Krippen führen zu mehr Geburten

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Mehr Krippenplätze führen zu mehr Geburten. Das ist das Resultat einer neuen Studie des ifo Instituts, an der auch die Universität Passau beteiligt war. Die Studie hat erstmalig den Ausbau der Krippenplätze in Westdeutschland auf den Zusammenhang mit der Geburtenrate untersucht. Die Forscher fanden heraus, dass ein Anstieg der Betreuungsquote für unter dreijährige Kinder um zehn Prozentpunkte zu einem durchschnittlichen Anstieg der Geburtenrate um 2,8 Prozent führt.

„Krippenplätze verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erläutert Prof. Stefan Bauernschuster von der Universität Passau.

„Insbesondere 30- bis 34-jährige verheiratete Mütter entscheiden sich durch den Krippenausbau eher für ein weiteres Kind“, sagt Timo Hener vom ifo Institut.

In der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen stieg die Geburtenrate infolge des Krippenausbaus um 3,3 Prozent an. Die Wahrscheinlichkeit für Zweitgeburten stieg um 4,1 Prozent und für Drittgeburten um 7,0 Prozent, für Erstgeburten dagegen nur um 2,2 Prozent.

„In unseren Analysen können wir sicherstellen, dass die Wirkungskette tatsächlich von den Krippen hin zu mehr Geburten geht und nicht etwa anders herum“, sagt Prof. Bauernschuster, Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftspolitik an der Universität Passau.

Außerdem schließt er aus, dass die positiven Effekte des Krippenausbaus auf die Geburtenrate rein kurzfristiger Natur sind und durch reine Vorzieheffekte entstehen.

„Wir finden keine Hinweise darauf, dass ohnehin geplante Geburten einfach nur vorgezogen wurden. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass die Geburtenrate durch den Krippenausbau tatsächlich langfristig steigt bzw. nicht noch weiter sinkt.“

Dieses Ergebnis ist vor allem für Deutschland relevant, dem Land mit den wenigsten Geburten pro 1000 Einwohner in der gesamten OECD. Die Studie verwendet Daten zu allen einzelnen Geburten von 1998 bis 2010 und untersucht damit den Krippenausbau, der über die 325 westdeutschen Kreise stark variierte. Dauerhafte Unterschiede in der Geburtenrate zwischen den Kreisen wurden ebenso herausgerechnet wie etwa die Bevölkerungsdichte und -struktur, das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, die Beschäftigungsquoten, die Gemeindefinanzen oder auch die Ergebnisse politischer Wahlen.

Die Studie zeigt, dass der Staat die Erfüllung von Kinderwünschen beeinflussen kann.

„Mit dem konsequenten Ausbau der Krippenplätze für Kleinkinder scheint die Politik einen vielversprechenden und wirksamen Weg beschritten zu haben, die Geburtenrate in Deutschland zu steigern bzw. ein weiteres Absinken zu verhindern“, sagt Hener.

Weitere Informationen: Der Artikel (auf Deutsch) – Download als PDF (9 MB)

Universität Passau, Pressemitteilung v. 27.05.2014