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Bayerischer Bezirketag: Franziskuswerk zu Gast in Altötting – Wie Inklusion gelebt werden kann

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Das Franziskuswerk Schönbrunn zählt zu den größten Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in Bayern. Rund 850 Betroffene aus allen Altersgruppen leben in unterschiedlichen Wohnformen der Einrichtung. Schulen, Kindergärten, Werkstätten, ein Cafe, eine Gärtnerei, eine eigene Biogasanlage und vieles mehr gehören zum Dorf Schönbrunn. Man könnte meinen, das Dorf biete alles, was Menschen mit Behinderung im Alltag benötigen. Und dennoch: Das Franziskuswerk möchte vieles verändern, um die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) umzusetzen.

Geschäftsführer Markus Tolksdorf wird deshalb die Einrichtung gemeinsam mit Bewohnern bei der Vollversammlung des bayerischen Bezirketags am 4. Juli in Altötting vorstellen. Die Delegierten sollen erfahren, mit welchen Konzepten die Einrichtung auf die Herausforderungen der Konvention reagiert. Das Franziskuswerk hat das Umwandlungsprojekt „Auf dem Weg zur Vision 2030″ ins Leben gerufen, das konkrete Maßnahmen entwickelt. So sollen etwa verstärkt Wohnangebote in der Region aber auch alternative Wohnformen in Schönbrunn selbst geschaffen werden, damit es eine echte Wahlfreiheit für Menschen mit Behinderung gibt.

„Wir richten alle unsere Angebote darauf aus, dass behinderte Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können, wo und wie sie möchten“, so Tolksdorf.

„Die Vollversammlung des bayerischen Bezirketags bietet die Möglichkeit, eine Strategie zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zu präsentieren und dafür bei den Entscheidern aus Politik und Gesellschaft um Unterstützung – nicht nur finanzielle – zu werben“, so Tolksdorf.

Inklusion sei ein großes Wort, dessen Verwendung in der öffentlichen Debatte aber noch relativ unscharf sei, so der Geschäftsführer. Für das Franziskuswerk stelle Inklusion ein Mittel, nicht das alleinige Ziel dar.

„Uns geht es um die Umsetzung der elementaren Menschenrechte für Menschen mit Behinderung, nämlich um Selbstbestimmung, um Teilhabe sowie um das Wahrnehmen des Wunsch- und Wahlrechts.“

Mittlerweile sei das Thema mitten in der politischen Diskussion angekommen. In der öffentlichen Wahrnehmung dominierten aber oft zwei Lager, die viele kleine Schritte ausblenden und die der Komplexität des Themas nicht unbedingt gerecht werden.

„Wenn sich also der Bayerische Bezirketag Zeit nimmt, das Thema intensiv und von mehreren Seiten zu beleuchten, können sich verschiedene Sichtweisen und auch Interessen annähern“, hofft Tolksdorf.

Veranstaltungen wie diese, bei denen so intensiv debattiert, diskutiert und nach gemeinsamen Lösungen gesucht werde, seien enorm wichtig, um politisch voranzukommen und die richtigen Weichen zu stellen.

Die Umsetzung der UN-Konvention bezeichnet Tolksdorf als einen Prozess, in dessen Verlauf immer wieder die gleichen Fragen gestellt werden müssen: Entspricht das Angebot der UN-Behinderenrechts-Konvention? Sind die angebotenen Wohnformen wählbar? Sind die Strukturen so angelegt, dass sie Selbstbestimmung und Teilhabe fördern?

„Wenn uns das gelingt, dann wird sich irgendwann auch die Inklusion von ganz alleine einstellen“, so Tolksdorf.

Bayerischer Bezirketag, Pressemiteilung v. 20.06.2014