Aktuelles

StMBW: Große Verpflichtung, Kulturgut zu erhalten – Codex medicinalis aus Karolingerzeit „Meilenstein der abendländischen Medizingeschichte“

©pixelkorn - stock.adobe.com

Wissenschaftsminister Spaenle beim Festakt in Bamberg zur Aufnahme des Lorscher Arzneibuchs ins UNESCO-Weltdokumentenerbe

Als „große Aufgabe des Kulturstaats Bayern“ bezeichnete Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle den Erhalt und die Vermittlung dokumentarischen Kulturguts.

„Die bayerischen Archive und Bibliotheken wie z.B. die Staatsbibliothek Bamberg leisten hier Großartiges“, so der Minister.

Anlass für die Aussage war der Festakt der Aufnahme des Lorscher Arzneibuchs in das Weltdokumentenerbe der UNESCO heute in Bamberg. Minister Spaenle würdigte die Handschrift aus der Feder des Benediktinerkonvents im südhessischen Lorsch aus dem späten 8. Jahrhundert als „Meilenstein der christlich-abendländischen Medizingeschichte“.

Das Lorscher Arzneibuch war gut 200 Jahre nach seiner Entstehung durch eine Stiftung Kaiser Heinrichs II. an das von ihm errichtete Bistum Bamberg gelangt. Durch die Säkularisation 1802/1803 kam es in bayerischen Staatsbesitz und gehört heute zum Bestand der Staatsbibliothek Bamberg.

Arzneibuch Brücke des Wissens zwischen Antike und Christentum

Das Lorscher Arzneibuch, das älteste medizinische Buch des christlich-abendländischen Mittelalters, stellt für Minister Spaenle einen der besten Belege dar, dass sich dieses Engagement des Staats für den Erhalt dieser einmaligen Dokumente lohnt. Mit dem Codex Bambergensis medicinalis 1, wie das Lorscher Arzneibuch auch genannt wird, hatte die geistige Elite des Reichs Karls des Großen die Brücke des Wissens zwischen der griechisch-römischen Antike und dem frühen Christentum gespannt. Die Mönche der Benediktinerabtei überwanden mit der einmaligen Handschrift den Graben zwischen medizinischer Therapie und dem Heilswirken Gottes. Sie deuteten auch durch ihre konkreten Handlungsanregungen die medizinische Behandlung als Element der Caritas, als Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen.

Die Schreiber des Codex brachen mit ihrer Botschaft mit der Lehre wichtiger christlicher Autoren, die Krankheiten als Strafe Gottes interpretierten und ihre Behandlung als unzulässig darstellten. Die enorme Rezeption dieses medizinischen Nachschlagewerks und Lehrbuchs lässt sich anhand von Nachträgen und Randbemerkungen aus dem frühen und hohen Mittelalter nachweisen.

Das Arzneibuch mit Übersetzung ist als Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg frei zugänglich unter www.bamberger-schaetze.de.

StMBW, Pressemitteilung v. 02.09.2014