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Landtag: Bildungsausschuss setzt bei Inklusion auf Vielfalt an Angeboten

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„Der bayerische Weg setzt auf eine Vielfalt an Angeboten.“ So steht es in dem Bericht, den der Wissenschaftliche Beirat „Inklusion“ vorgelegt hat. Zu diesen Angeboten zählten der Unterricht einzelner Schüler mit Förderbedarf an Regelschulen ebenso wie der Besuch von Förderzentren. In einem Informationsgespräch diskutierten die vier Wissenschaftler des Gremiums ihren Bericht zum 1. Beauftragungszeitraum mit den Abgeordneten des Bildungsausschusses.

Die Forscher aus München und Würzburg, die im Auftrag des Parlaments arbeiten, haben 2010 ihre Arbeit aufgenommen. Sie haben Modellprojekte in Bayern besucht und sich Schulen in Bremen und Norwegen angesehen. Ergebnisse ihrer Arbeit sind ein Leitfaden zur Inklusion, der an die bayerischen Schulen verschickt wurde und im Internet abrufbar ist und ein Zehn-Punkte-Plan für die inklusive Schule in Bayern. Er sieht unter anderem den Aufbau von Beratungsangeboten, die Weiterentwicklung von Ausbildung und Fortbildung der Lehrer und mehr Personal an den Schulen vor.

„Unser Auftrag ist es, den Weg zur Inklusion kritisch zu begleiten“, sagte Professor Joachim Kahlert vom Lehrstuhl für Grundschulpädagogik an der Ludwig Maximilians Universität in München.

Dabei gebe es noch viele Unklarheiten, etwa im Hinblick auf die Fortbildung von Lehrern, die Förderorte oder die pädagogischen Möglichkeiten. Diese offenen Fragen machten die Debatte anfällig für eine Ideologisierung. Es gebe keinen richtigen oder falschen Weg. Deswegen müsse es eine Vielfalt an Wegen und Korrekturmöglichkeiten geben, so Kahlert.

Handlungsbedarf besteht dem Gremium zufolge etwa bei der Fortbildung der Lehrer. Professor Reinhard Lelgemann vom Lehrstuhl für Sonderpädagogik an der Uni Würzburg sagte, er wünsche sich hier eine inhaltliche Weiterentwicklung und die Ausbildung von Multiplikatoren, die ihr Wissen an andere weitergeben.

Der Abgeordnete Norbert Dünkel (CSU) lobte den Bericht des wissenschaftlichen Beirates als wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Debatte. Die „Vielfalt der Wege“ sei die Kernbotschaft, so der Abgeordnete.

Günther Felbinger (FREIE WÄHLER) wollte von den Wissenschaftlern auch wissen, welche Erfahrungen es an weiterführenden Schulen wie etwa Realschulen und Gymnasien gebe. Die internationale Forschung bestätige, dass inklusive Prozesse auch an Gymnasien und Realschulen möglich seien, antwortete ihm Professor Lelgemann.

Die Abgeordnete Margit Wild (SPD) kritisierte, dass es in vielen Bereichen noch große Defizite gebe. So komme man etwa wegen fehlender finanzieller Mittel in der Lehrerfortbildung nicht gut voran.

Man müsse auch die Frage diskutieren, wie es nach dem gemeinsamen Lernen an der Grundschule für die Kinder weitergehen solle, forderte Thomas Gehring (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) den Beirat auf.

Am Ende des Gesprächs bat der Ausschussvorsitzende Martin Güll (SPD) die bayerische Behindertenbeauftragte Irmgard Badura um ihr Wort. Sie wünschte sich, dass die Schulen mehr Gestaltungsspielraum erhalten. Bekämen sie etwa ein eigenes Budget, könnten sie selbst nach Bedarf Fachkräfte einstellen, so ihr Vorschlag.

Bayerischer Landtag, Aktuelles – Sitzungen – Aus den Ausschüssen v. 02.10.2014 (von Anna Schmid)