Gesetzgebung

Landtag: Landwirtschaftsausschuss in den USA – Praxisprogramm mit Farmbesuchen und Expertengesprächen

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Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Bayerischen Landtags ist vom 15. bis zum 21. November 2014 auf Informationsreise in den USA. Kernthema war das derzeit geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA und dessen Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Bayern.

Die Reiseziele waren Georgia, Partnerregion Bayerns, und dessen Nachbarstaat Florida. Neben Terminen bei landwirtschaftlichen Betrieben unterschiedlicher Ausrichtung standen Treffen mit Vertretern landwirtschaftlicher Verbände und lebensmittelverarbeitender Betriebe auf dem Prgramm ebenso wie ein Besuch der University of Georgia und der Hauptstadt Atlanta.

Zudem waren die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Bayern und den USA ein zentrales Thema, da viele bayerische Unternehmen in den Staaten gute Geschäfte machen. Die Reise bot eine gute Gelegenheit, die bilateralen Beziehungen zu Georgia, die seit 2007 bestehen, auf parlamentarischer Ebene weiterzuentwickeln. In Florida fanden zudem Gespräche mit dem dortigen Landwirtschaftsminister statt.

Die Ausschuss-Vorsitzende Angelika Schorer erklärte: „Informationen aus erster Hand über das geplante Freihandelsabkommen mit den USA sind für uns von besonderem Interesse, denn die Auswirkungen auf die bayerische Landwirtschaft können erheblich sein. Darüber hinaus freuen wir uns auf neue Eindrücke und Kontakte aus unserer Partnerregion.“

Ausschuss-Vize Ulrich Leiner ergänzte: „Die Betriebsbesichtigungen und die Gespräche mit Verbänden und Hochschulen helfen uns, die Herausforderungen der amerikanischen Landwirtschaft besser zu verstehen. So nehmen wir wichtige Anregungen für unsere Arbeit im Landtag mit nach Hause.“

Landwirtschaft macht in Florida mehr Umsatz als der Tourismus

Am ersten Tag in Florida besuchte der Ausschuss die über 10.000 Hektar große Rinderfarm von Henry und George Kempfer, der dort mehr 2.000 Rinder hält. Auf der Kempfer-Ranch, die schon in der 6. Generation betrieben wird, werden überwiegend Brahman-Rinder – eine Zebu-Art – und Angus sowie Kreuzungen aus beiden Rassen auf der Weide gehalten. Auf einer Farm-Tour erfuhren die Ausschuss-Mitglieder welch große Bedeutung Landwirtschaft und Rinderzucht für Florida haben. In dem Staat, der in Deutschland hauptsächlich für Tourismus und Südfrüchte bekannt ist, werden für den gesamten mittleren Westen Jungrinder gezüchtet – ein Milliardengeschäft, wie auch die gesamte Landwirtschaft, die in manchen Jahren mehr Umsatz macht als der Tourismust. Auch die größte Rinderfarm der USA mit über 100.000 Hektar Größe und 4.400 Rindern befindet sich in unmittelbarer Umgebung der Kempfer-Ranch. Trotz der immensen Größe sind über 80 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in den Vereinigten Staaten Familienbetriebe. Henry Kempfer, zugleich Präsident des Rinderzüchterverbands Floridas „Florida Cattlemen’s Association“, und Verbandsgeschäftsführer Jim Handley informierte den Ausschuss ausführlich über die Herausforderungen der Rinderzüchter in Florida. Besonders aufschlussreich war, dass der Verband durch Umlagen seiner Mitglieder Forschung und Entwicklung selbst in die Hand nimmt und sich nicht auf staatliche Gelder verlassen möchte.

Besuch einer gentechnikfreien Farm

Nächstes Ziel war die Lake Meadows Naturals Farm, die sich – nicht selbstverständlich für die USA – gentechnikfreie Produktion auf die Fahnen geschrieben hat. Der Chef der Farm, Dale Volkert, kam eher zufällig über seinen Vater in den 1960er Jahren zur Landwirtschaft und dabei insbesondere zur Zucht von freilaufenden Hühnern. Teil des Konzepts von Volkert ist eine Art „Farm zum Anfassen“ mit der Möglichkeit für Kunden, die Eier selbst von den Hühnern zu holen oder in den streichelzooartig aufgebauten Ziegen- oder Gänseställe eine engere Beziehung zur Nahrungsmittelproduktion zu bekommen. Besonders profitabel ist das Konzept durch Direktvermarktung an bekannte Küchenchefs der näheren Umgebung und über den Hofladen.

Bayerischer Landtag, Aktuelles – Sitzungen – Aus den Ausschüssen v. 17.11.2014 (von Dr. Anton Preis)