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Landtag: Ausschuss öffentlicher Dienst – 50 Jahre Psychologischer Dienst beim Polizeipräsidium München

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Die Schwabinger Krawalle von 1962 waren das Erweckungserlebnis für die psychologische Polizeiarbeit in Deutschland. Bei den massiven Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei wurde klar, dass die Beamten durch den veränderten Zeitgeist mit ihren Maßnahmen an ihre Grenzen stießen.

„Die Folge dieses Einsatzes waren ein schwer beschädigtes Image und Vertrauen der Münchner Bevölkerung in ihre Polizei“, so Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä.

Aus diesem Grund kümmert sich der Zentrale Psychologische Dienst (ZPD) des Münchner Polizeipräsidiums seit 1964 um die sogenannte psychologische Einsatzunterstützung für Polizeibeamte in ganz Bayern. Diese ist beispielsweise bei Suiziddrohungen, Erpressungsversuchen, Geiselnahmen oder Großdemonstrationen von großer Bedeutung. Die Vorsitzende des Ausschusses für Fragen des öffentlichen Dienstes, Ingrid Heckner (CSU), war bei der 50-Jahr-Feier des ZPD so von der Arbeit der Beamten beeindruckt, dass sie nun mit dem ganzen Ausschuss zu einer Dienststellenbesichtigung nach Schwabing kam.

Der Paradigmenwechsel in der Polizeiarbeit kam 1964 genau zur rechten Zeit, denn in den folgenden Jahren waren Polizeipsychologen stark gefragt: 1967 beim Besuch des Schah von Persien, bei der Hausbesetzerszene der Siebzigerjahre und natürlich beim Olympia-Attentat. In den Achtzigerjahren kam dann die Friedensbewegung auf, wo der ZPD den Beamten Verhaltensempfehlungen gab und mit Informationsveranstaltungen zur Deeskalation beitrug. Um den in der Folgezeit vermehrt aufkommenden Banküberfällen mit Geiselnahmen Herr zu werden, wurden mit Unterstützung des ZDP Verhandlungsgruppen aufgebaut – eine Spezialeinheit von Polizeibeamten, die in Gesprächsführung und Psychologie intensive geschult sind.

1990 wurde das Seminarprogramm „Polizeiliches-Antistress-Kommunikations-Einsatzbewältigungs-Training“ (PAKET) eingeführt. Dieses müssen bis heute alle Polizeibeamte aus dem Freistaat durchlaufen.

„Bei dem zweiwöchigen Seminar werden jeweils zwölf Beamte intensiv für den Job fit gemacht“, erläuterte der ZPD-Leiter Dr. Hans Peter Schmalzl den Abgeordneten.

Durch das Selbst- und Konfliktmanagement werde das Verhältnis mit den Bürgern und zwischen den Kollegen nachhaltig verbessert. Außerdem existiert das sogenannte Informationsbeamtenkommando, welches Polizisten im Umgang mit Bürgern bei Großveranstaltungen fortbildet.

„Beide Maßnahmen gibt es fast nur bei uns“, versicherte Schmalzl.

Insgesamt arbeiten beim ZPD neun Vollzugsbeamte und neun Diplompsychologen – sechs davon sind Frauen.

„Der Männeranteil wird noch weiter schrumpfen“, prophezeite Schmalzl auf Thomas Hubers (CSU) Nachfrage.

Grund: Aktuell sind 85 Prozent aller Psychologiestudierenden weiblich. Auf die Beamtinnen wartet viel Arbeit: In manchen Bereichen betreuen zwei Mitarbeiterinnen 250 Beratungsfälle im Jahr.

„Das ist schon ein Batzen“, betonte Polizeipräsident Andrä.

Zudem gebe es bei Schusswaffengebrauch auch viele Fälle außerhalb der Dienstzeit. Darüber hinaus kümmert sich der ZPD um die Betreuung von Kollegen bei persönlichen Belastungen und um die Personalauswahl. Im Assessment Center werden zum Beispiel die Führungskräfte für die vierte Qualifikationsebene ausgewählt. Zukünftig will der ZPD vor allem seine Arbeit im Bereich der Suizidprävention und bei der Suchtberatung in Schulen weiter ausbauen.

Bayerischer Landtag, Aktuelles – Sitzungen – Aus den Ausschüssen v. 25.11.2014 (von David Lohmann)