Gesetzgebung

Sparkassenverband Bayern: Grünbuch der EU-Kommission zur Kapitalmarktunion – Klassische Kreditfinanzierung muss stark bleiben

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Der heute vorgelegte Vorschlag der EU-Kommission zur Kapitalmarktunion geht am Bedarf der kleinen und mittleren Unternehmen vorbei, so Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern. Er begrüßt die Eröffnung neuer Finanzierungsmöglichkeiten um die Investitionsoffensive für Europa zu untermauern, betont aber gleichzeitig:

„Es darf nicht sein, dass im gleichen Atemzug gewachsene und funktionierende Strukturen gefährdet werden. Das erfolgreiche deutsche Modell der kreditbasierten mittelständischen Unternehmensfinanzierung funktioniert hervorragend. Eine einseitige Ausrichtung an kapitalmarktorientierten angloamerikanischen Finanzierungssystemen würde nicht allen Mittelständlern gerecht.“

Dass sich in Deutschland seit 2010 ein Markt für Mittelstandsanleihen entwickelt, betrifft vorrangig Unternehmen, die über einer Umsatzgrenze von 50 Millionen Euro liegen. Sie emittieren Anleihen, die über mehrere Jahre laufen und auch in der Niedrigzinsphase eine gute Verzinsung abwerfen, was sich auch aus dem Risikogehalt der Papiere erklärt.

„Klassische Mittelständler, die unter dieser Umsatzgrenze liegen, haben auch in den kommenden Jahren nicht den Bedarf, sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren“, so Präsident Netzer.

Dem stehe ihre Unternehmensgröße, der dementsprechend geringere Kapitalbedarf und die vergleichsweise hohen Kosten entgegen. Für den „echten“ Mittelstand stelle eine Anleihe also keine Alternative zum vergleichsweise günstigen klassischen Bankkredit dar. Außerdem gehe auch die Präferenz der Sparer als potenzielle Anleihekäufer in eine andere Richtung: sie bevorzugen Spareinlagen mit weniger Risiko.

Der Bankkredit ist das zentrale Instrument der Fremdfinanzierung im bayerischen und deutschen Mittelstand.

„Dass die Kreditfinanzierung in anderen EU-Mitgliedsstaaten Probleme bereitet und dort nach neuen Finanzierungsformen gesucht wird, darf jetzt nicht dazu führen, dass die hierzulande bewährte langfristige Kreditfinanzierung erschwert oder gefährdet wird. Die klassische Kreditfinanzierung muss stark bleiben“, so Netzer.

Wenn die EU-Kommission allerdings die Kapitalmarktfinanzierung, auch durch vermeintlich kostengünstigere Finanzmarktakteure, weiter in den Vordergrund rücke, eröffne sie damit auch die „Gefahr, dass unsere Finanzstabilität, die auf einer streng regulierten, einlagenbasierten Kreditwirtschaft basiert, zugunsten des kaum regulierten und wenig transparenten globalen Kapitalmarkts geschwächt wird.“

Sparkassenverband Bayern, Pressemitteilung v. 18.02.2015