Gesetzgebung

StMWi: Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zu den Ideen der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion

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Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bewertet die Vorschläge der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion zurückhaltend:

„Mit der Kapitalmarktunion dürfen sich auf keinen Fall Nachteile für die klassische Bankenfinanzierung ergeben. Wir haben in Deutschland historisch gewachsene Kunden-Bank-Beziehungen. Die Banken sind wichtigster Ansprechpartner der Unternehmen in den Regionen. Diese stabilen Strukturen haben dazu beigetragen, dass die Unternehmen in Deutschland erfolgreich durch die Krise gekommen sind. Ich werde mich entschieden dafür einsetzen, dass unser dreigliedriges Bankensystem nicht durch die Kapitalmart-union oder eine Bevorzugung der Kapitalmarktfinanzierung unter Druck gerät.“

Aigner weiter: „Die Zielsetzung der EU-Kommission, Unternehmen den Zugang zu Finanzierungsmitteln über den Kapitalmarkt künftig zu erleichtern, kann für größere Unternehmen sinnvoll sein. Ich habe aber Zweifel, ob kleine und mittlere Unternehmen Kapitalmarktfinanzierungen überhaupt in Anspruch nehmen. Diese Unternehmen brauchen schnelle Finanzierungsentscheidungen bei eher geringen Finanzierungsvolumina. Sie nutzen den Vorteil, auf Banken als Ansprechpartner vor Ort zugehen zu können. Wenn man sich dann noch die höheren Anforderungen einer Kapitalmarktfinanzierung vor Augen hält, sollte man die Erwartungen an die Kapitalmarktunion nicht zu hoch hängen.“

Die EU-Kommission sei jetzt gut beraten, die Finanzierungsstrukturen in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten zu untersuchen, um den Bedarf an Kapitalmarktfinanzierungen richtig einschätzen zu können, so die Wirtschaftsministerin.

„Ich bin überzeugt, dass Kapitalmarktfinanzierungen aus Sicht von Unternehmen allenfalls eine ergänzende Funktion haben. Sie sind kein Ersatz für die Kreditfinanzierung durch die Banken. Zur Behebung der Finanzierungsschwierigkeiten von Unternehmen in einigen EU-Mitgliedstaaten ist in erster Linie eine Gesundung des Bankensektors erforderlich.“

StMWi, Pressemitteilung v. 18.02.2015