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TU München: Universitäten sollten mehr MOOCs anbieten – Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)

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Die Technische Universität München (TUM) startet einen neuen Massiv Open Online Course (MOOC): „Quality Engineering and Management“ ist ab 1. Juli weltweit online verfügbar. Die TUM ist eine der ersten deutschen Hochschulen, die MOOCs anbietet. Sie werden von Teilnehmern aus bis zu 160 Staaten genutzt. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) fordert in ihrem Jahresgutachten, das sie heute der Bundeskanzlerin übergeben hat, die deutschen Hochschulen auf, MOOCs mutiger zu nutzen.

Die an der TUM produzierten MOOCs gehen über das bloße Abfilmen einer Vorlesung weit hinaus. Die Kurse bestehen aus zahlreichen einzelnen Einheiten, die jeweils wenige Minuten dauern und mit verschiedenen Video-Elementen arbeiten. Die Teilnehmer können zudem interaktive Aufgaben lösen, weitere Lernmaterialien abrufen und sich in Online-Foren austauschen. Zum Ende des Kurses legen sie eine Prüfung ab.

Der neue MOOC der TUM vermittelt die Grundlagen des Qualitätsmanagements und des Quality Engineering, also der ingenieurwissenschaftlich-mathematischen Aspekte des auf Qualität ausgerichteten Prozessmanagements, wie etwa Prozessmodellierung und -optimierung oder Evaluierungstechniken. Prof. Martin Grunow und Dr. Holly Ott vom Lehrstuhl für Produktion und Supply Chain Management erklären statistisch fundierte Methoden, die in der kompletten Wertschöpfungskette vom Produktdesign über die Produktion bis hin zum Kundenservice eingesetzt werden.

Der zehnwöchige, englischsprachige Kurs startet am 1. Juli 2015 auf dem Portal edX, einer Gründung von MIT, Harvard University und University of California. Er ist kostenfrei und ohne Beschränkungen zugänglich. Anmelden kann man sich bereits jetzt.

EFI: MOOCs erleichtern Studium und lebenslanges Lernen

Die Expertenkommission Forschung und Innovation sieht MOOCs als „wichtige und sinnvolle Ergänzung des Lehr- und Forschungsinstrumentariums der Hochschulen“. Sie könnten die Hochschulen von der Vermittlung von Standardwissen entlasten und damit Freiräume für mehr forschungsnahe Lehre schaffen. Den Studierenden könnten sie die Organisation des Studiums erleichtern. Zudem würden MOOCs Schüler und Berufstätige erreichen und damit lebenslanges Lernen unterstützen. Die Kommission fordert deshalb, stärker über die Chancen als nur über die Risiken von MOOCs zu diskutieren sowie Kombinationen verschiedener Lernformen in den Blick zu nehmen.

Zu Hause mit Videos lernen, im Hörsaal diskutieren

Die TUM hat Anfang 2014 ihren ersten MOOC gestartet und ist damit eine Vorreiterin unter den deutschen Universitäten. Mit den Online-Kursen vermittelt sie Wissen an Menschen rund um den Globus, die sonst keine Möglichkeit hätten, vom Angebot der TUM zu profitieren. Die Teilnehmer der TUM-MOOCs registrieren sich in bis zu 160 Staaten.

Die Dozenten der TUM entwickeln zudem laufend neue Konzepte des „Blended Learning“, bei dem klassische Lehrveranstaltungen mit E-Learning-Formaten kombiniert werden. Dass sich beide Welten gegenseitig bereichern, zeigt ein Beispiel: Prof. Martin Kleinsteuber hat die Elemente seines MOOCs „Einführung in Computer Vision“ genutzt, um seine Präsenzvorlesung auf das „Inverted Classroom“-Prinzip umzustellen. Die Studierenden eignen sich mit Hilfe der Videos die Inhalte eigenständig zu Hause an. Die Lehrveranstaltung kann Kleinsteuber dann nutzen, um die Themen zu diskutieren und zu vertiefen – was einen nachhaltigeren Lerneffekt bewirkt, sagen die Studierenden in einer Umfrage.

„Massive Open Online Courses sind für uns aus gleich drei Blickwinkeln ein vielversprechendes Format“, sagt TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann. „Zum einen versteht die TUM sich als Dienerin der Gesellschaft, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Welt tragen will. Gleichzeitig können wir mit den MOOCs international zeigen, dass man bei uns faszinierende Fächer bei hervorragenden Wissenschaftlern studieren kann. Und zum dritten wirkt das neue Unterrichtsformat als Katalysator beim Wandel der Lehre hin zur ,digitalen Universität’. Unverzichtbar aber ist die überzeugende Persönlichkeit der engagierten, fähigen Lehrenden.“

TU München, Pressemitteilung v. 25.02.2015