Aktuelles

BADW: Bayerische Akademie der Wissenschaften wählt neue Mitglieder

©pixelkorn - stock.adobe.com

Das Plenum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat elf neue Mitglieder in die Akademie aufgenommen. Die Zuwahl erfolgt aufgrund der wissenschaftlichen Leistungen, eine Selbstbewerbung ist nicht möglich.

Zu ordentlichen Mitgliedern wurden gewählt:

  • Prof. Dr. Daniel Drascek, Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg
  • Prof. Dr. Therese Fuhrer, o. Professorin für Lateinische Philologie der Antike an der LMU München
  • Prof. Dr. Dietmar Harhoff, Direktor des Max-Planck-Instituts für Innovation und Wettbewerb sowie Honorarprofessor für Entrepreneurship und Innovation an der LMU München
  • Prof. Dr. Gerhard Kramer, Inhaber des Lehrstuhls für Nachrichtentechnik an der TU München
  • Prof. Dr. Todd B. Marder, o. Professor für Anorganische Chemie an der Universität Würzburg
  • Prof. Dr. Matthias Rief, Inhaber des Lehrstuhls für Molekulare Biophysik an der TU München
  • Prof. Dr. Nicole J. Saam, o. Professorin für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg

Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden gewählt:

  • Prof. Dr. Gerd V.M. Haverling, o. Professorin für Klassische Philologie an der Universität Uppsala, Schweden
  • Prof. Dr. Heinrich Miller, Inhaber einer Helmholtz-Professur für Glaziologie am Alfred-Wegener-Institut (AWI)/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremen
  • Prof. Dr. Joachim Rückert, em. o. Professor für Neuere Rechtsgeschichte, Juristische Zeitgeschichte, Zivilrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Frankfurt/Main
  • Prof. Dr. Michèle Tertilt, Inhaberin des Lehrstuhls für Internationale Ökonomie an der Universität Mannheim

Der Akademie gehören damit 2015 180 ordentliche (mit Wohnsitz bzw. Dienstort in Bayern) und 156 korrespondierende Mitglieder an.

Weitere Informationen zu den neuen Mitgliedern

Daniel Drascek ist seit 2002 Lehrstuhlinhaber für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg und vertritt das Fach Europäische Ethnologie. Bereits seine Habilitation über „Aufklärungskritik im süddeutschen Raum“ erregte Aufsehen, da er darin erstmals den bürgerlichen und geistlichen Bereich anstelle der intellektuellen Eliten in den Blick nahm und das Phänomen der „Gegenaufklärung“ untersuchte – die wissenschaftliche Debatte darüber hält bis heute an. Weitere seiner Forschungsschwerpunkte sind die „Enzyklopädie des Märchens“, ein Göttinger Akademieunternehmen, sowie Studien zur Volkskultur Ostmitteleuropas, von Ungarn bis Moldawien. Dabei bilden Konzepte der Raumforschung und der Alltagstransformation die Grundlage seiner Arbeiten. Daniel Drascek ist Mitglied der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und leitet dort seit 2007 das Institut für Volkskunde.

Therese Fuhrer ist seit 2013 o. Professorin für Lateinische Philologie der Antike an der LMU München und eine der profiliertesten Vertreterinnen ihres Faches. Ihre Forschungsinteressen sind weit gespannt, sie verknüpft in der ganzen Breite altertums- und literaturwissenschaftliche Fragestellungen. Sie hat sich mit Kallimachos und seiner Auseinandersetzung mit den Chorlyrikern in seine Epinikien befasst, mit Cicero und Augustinus im Fokus des antiken Skeptizismus oder mit urbanen Denkräumen in Kaiserzeit und Spätantike.

Therese Fuhrer wurde an der Universität Bern promoviert und hatte Professuren in Trier, Zürich, Freiburg und an der FU Berlin inne. Sie ist u. a. Mitherausgeberin der Zeitschrift „Philologus“, des Reallexikons für Antike und Christentum sowie des Au-gustinus-Lexikons. An der Akademie gehört sie der Kommission für die Herausgabe des Thesaurus linguae Latinae an.

Dietmar Harhoff ist seit 2013 Direktor des Max-Planck-Instituts für Innovation und Wettbewerb sowie Honorarprofessor für Entrepreneurship und Innovation an der LMU München. Zuvor lehrte und forschte er u. a. an der University of Birmingham, dem Wissenschaftszentrum Berlin, der Harvard University, der Stanford University sowie an der MIT Sloan School of Management.

Er ist ein weltweit führender Innovationsforscher mit Schwerpunkten in der Innovationspolitik, der Industrieökonomik, der Forschungspolitik und dem Innovationsma-nagement. Dabei verknüpft er erfolgreich für seine Themen relevante Aspekte der Wirtschaftswissenschaften, der Sozial- und Rechtswissenschaften und der Ingenieurwissenschaften. Insbesondere seine Arbeiten zu Patenten und ihrer Rolle für Forschung und Innovation machten ihn international bekannt. Er ist u. a. Vorsitzender der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums.

Gerhard Kramer ist Lehrstuhlinhaber für Nachrichtentechnik an der TU München. Er forscht insbesondere zu Mehrbenutzer-Informationstheorie und zu Netzwerk-Informationstheorie, zwei wichtigen und dynamischen Feldern der aktuellen Informationstheorie. Hier legt er regelmäßig richtungsweisende Beiträge vor. Außerdem hat er wesentliche Ergebnisse zur Kanalcodierung geliefert und die optische Nachrichtenübertragung über Glasfaserleitungen sowohl theoretisch als auch praktisch entscheidend vorangebracht. In seinen Arbeiten schlägt er nicht nur neue Methoden und Verfahren vor, sondern erläutert zumeist auch Fragen von grundsätzlicher theoretischer Bedeutung.

Gerhard Kramer kam 2010 als Humboldt-Professor von der University of Southern California, USA nach München. Er studierte in Kanada, wurde an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich promoviert und arbeitete danach unter anderem in den Alcatel-Lucent Bell Labs – einer der weltweit wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtungen für Telekommunikation.

Todd B. Marder ist o. Professor für Anorganische Chemie an der Universität Würzburg. Er ist bekannt für seine international führenden Pionierarbeiten in der Metallorganischen Chemie. Dazu zählen grundlegende Untersuchungen zu Synthese, Struktur und Bindungsverhältnissen sowie den photophysikalischen Eigenschaften metallorganischer Verbindungen, aber auch deren Anwendung in der homogenen Katalyse und in den Materialwissenschaften. Besonders hervorzuheben sind seine bahnbrechenden Arbeiten zu Übergangsmetallborylkomplexen und deren Anwendung in der Metallvermittelten Borylierung.

Todd B. Marder studierte am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an der University of California at L.A. (UCLA), Postdoktorate absolvierte er an der University of Bristol, UK und am DuPont Forschungszentrum in Wilmington, USA. Nach Professuren an der kanadischen University of Waterloo und an der University of Durham, UK wurde er 2012 auf den Würzburger Lehrstuhl berufen.

Matthias Rief ist Lehrstuhlinhaber für Molekulare Biophysik an der TU München. Er forscht zur Physik einzelner Biomoleküle und ist einer der weltweit führenden Vertreter der Einzelmolekül-Kraftspektroskopie. Seine Arbeitsgruppe hat Techniken mitentwickelt, die es ermöglichen, einzelne Biomoleküle direkt zu kontaktieren und ihre mechanischen Eigenschaften zu untersuchen. Die Fragestellungen reichen von der Selbstorganisation und Faltung von Proteinen und DNA bis hin zur Bewegung einzelner molekularer Motoren.

Nach dem Studium der Physik an der TU München und der Promotion in Physik an der LMU München arbeitete Matthias Rief als PostDoc an der Stanford University, USA. Von einer Professur an der LMU München berief ihn die TU München 2003 nach Garching an die Fakultät für Physik.

Nicole J. Saam ist o. Professorin für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie arbeitet v. a. auf dem Gebiet der Organisationsforschung, der sozialwissenschaftlichen Informatik und der computergestützten Theoriekonstruktion in den Sozialwissenschaften. Dabei schlägt sie erfolgreich eine Brücke zur Anwendung sozialwissenschaftlicher Theorien und Erkenntnisse in der Praxis. Sie hat eine Reihe einschlägiger Bücher und Aufsätze in referierten Fachzeitschriften veröffentlicht, die ihr national und international Anerkennung brachten. Erst 2015 erschien das „Handbuch Modellbildung und Simulation in den Sozialwissenschaften“ (herausgegeben gemeinsam mit Norman Braun), das wissenschaftstheoretische und methodische Grundlagen sowie den Stand der Forschung in der sozialwissenschaftlichen Modellbildung und Simulation behandelt.

Nicole Saam wurde an der Universität Stuttgart promoviert und habilitierte sich in Mannheim. Nach Professuren an den Universitäten Erfurt und Augsburg kam sie 2011 nach Erlangen.

Gerd V.M. Haverling ist o. Professorin für Klassische Philologie an der Universität Uppsala, Schweden, und gehört weltweit zu den führenden latinistischen Linguisten. Mit ihren Forschungen zur Sprache von Symmachus und der Arbeit zu den sco-Verben sowie zum Übergang zwischen verbaler Derivation und Verbalmorphologie hat sie dazu beigetragen, die Latinistik in der internationalen sprachwissenschaftlichen Forschung sichtbar zu machen. Sie ist gleichzeitig eine herausragende Vertreterin der philologischen und korpusorientierten Tradition skandinavistischer Latinistik und eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der spätlateinischen Überlieferung. Zudem hat sie eine zentrale Rolle beim Aufbau internationaler Forschungsstrukturen für die latinistische Linguistik inne. Gerd V.M. Haverling hat lange Jahre in München am Thesaurus linguae Latinae mitgearbeitet und ist daher auch mit lexikographischen und lexikologischen Fragestellungen vertraut.

Heinrich Miller ist seit 2012 Inhaber einer Helmholtz-Professur für Glaziologie am Alfred-Wegener-Institut (AWI)/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremen. Zuvor forschte und lehrte er u. a. an der Universität Bremen. Seine Arbeitsgebiete sind die Glaziologie, die Geophysik und die Polarforschung. Durch Einsatz modernster Verfahren gelang es ihm, wesentliche Erkenntnisse zur Rolle der Polarregionen im Erdsystem beizutragen, etwa im Europäischen Eisbohrprojekt, mit dem die so genannte Klimaschaukel zwischen Nord- und Südpol nachgewiesen werden konnte. Heinrich Miller nahm an mehr als zehn Grönland- und 15 Antarktisexpeditionen teil. Er ist u. a. Mitglied der Kommission für Erdmessung und Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Norwegischen Akademie für Polarforschung. Für seine Verdienste um die Vermittlung wissenschaftlicher Sachverhalte in der Öffentlichkeit erhielt er 2007 gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Glaziologie des AWI den Communicator-Preis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Joachim Rückert ist em. o. Professor für Neuere Rechtsgeschichte, Juristische Zeitgeschichte, Zivilrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Frankfurt/Main. Er gehört zu den herausragenden Rechtshistorikern des 19. und 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten zeichnen sich dabei besonders durch einen sozialwissenschaftlichen und philosophiegeschichtlichen Zugriff auf die Rechts- und Zeitgeschichte aus. Als historisch-vergleichender Grundlagenforscher verbindet er juristische, ökonomische, sozialgeschichtliche, philosophische und politisch-theoretische Expertise miteinander. Er ist ein maßgeblicher Kenner von Friedrich Carl von Savigny, hat sich aber darüber hinaus u. a. mit der Entwicklung der Rechtstheorie, insbesondere der Privatrechtstheorie, sowie mit den juristischen Theorie- und Methodendiskussionen im 19. und 20. Jahrhundert befasst. Große Resonanz fanden seine Studien zur Vertragsfreiheit im 19. Jahrhundert sowie zum Sozialstaat. Erst 2013 veröffentlichte er eine umfangreiche Abhandlung zur Entwicklung des Dienst- und Arbeitsvertrags bis in die Gegenwart. Auch zur Methodenentwicklung im Nationalsozialismus und zur personellen Kontinuität im juristischen Beamtenapparat nach 1945 hat er grundlegende Arbeiten vorgelegt.

Michèle Tertilt ist seit 2010 Inhaberin des Lehrstuhls für Internationale Ökonomie an der Universität Mannheim. Die Schwerpunkte ihrer vorwiegend makroökonomischen Forschung sind die Entwicklungs- und Familienökonomie. So befasste sie sich etwa mit der Frage, ob Polygynie – also eine Eheform, bei der ein Mann mehrere Frauen heiraten kann – zur Unterentwicklung von Ländern beitragen könnte. Zudem beschäftigt sie sich mit dem Thema Konsumentenkredite und -insolvenzen.

Nach dem Studium in Bielefeld wurde Michèle Tertilt an der University of Minnesota promoviert. Es folgten Stationen an der Stanford University und der University of Pennsylvania. Sie ist u. a. Research Fellow des Centre for Economic Policy Research (CEPR) und Affiliate des Bureau for Research and Economic Analysis of Development (BREAD). 2012 wurde sie mit einem Starting Grant des European Research Council (ERC) ausgezeichnet. Als erste Frau erhielt sie 2013 den Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik. Sie ist Mitherausgeberin der renommierten Fachzeitschrift „The Review of Economic Studies“.

Bayerische Akademie der Wissenschaften, Pressemitteilung v. 13.03.2015