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StMBW: Beim Umgang mit Hitlers Hetzschrift setzt Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle auf mehrstufiges Vorgehen

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„Der Umgang mit Hitlers Hetzschrift Mein Kampf stellt große Herausforderung dar“

Bayerns Bildungs- und Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle nimmt zum Umgang mit Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ in der Schule und der politischen Bildungsarbeit Stellung. Für ihn „stellt der Umgang mit Hitlers Hetzschrift Mein Kampf eine große Herausforderung dar“. Dr. Spaenle plant ein mehrstufiges Vorgehen beim Umgang mit der Hetzschrift „Mein Kampf“ in Schule und historisch-politischer Bildungsarbeit. Im Einzelnen nimmt Minister Spaenle wie folgt Stellung:

1. Ende 2015 sind die Urheberrechte an Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“, die dem Freistaat Bayern von den Alliierten übertragen worden waren, erloschen. Für die Bayerische Staatsregierung ist nach intensiven Gesprächen mit Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und deren Angehörigen klar, dass für diese eine Neuausgabe von „Mein Kampf“ eine tiefe Verletzung darstellen würde.

2. Die Hetzschrift Adolf Hitlers „Mein Kampf“ hat „volksverhetzenden Inhalt, da darin zum Hass gegen Juden aufgestachelt, zu Gewalt- und Willkürmaßnahmen gegen sie aufgefordert und ihre Menschenwürde angegriffen wird. Der unveränderte Nachdruck zum Zwecke der Verbreitung wie auch die Verbreitung der Schandschrift ‚Mein Kampf‘ sind deshalb auch aus Sicht des Bayerischen Staatministeriums der Justiz grundsätzlich strafbar.“

3. „Mein Kampf“ beinhaltet als historische Quelle die ideologischen Grundlagen Hitlers für seine radikalen und menschenverachtenden Ziele: von der Beseitigung des demokratischen Rechtsstaats über den Antisemitismus, der im Holocaust in den Vernichtungslagern mündete, bis hin zur Lebensraumideologie und dem damit verbundenen Angriffskrieg.

4. Auf der Grundlage der Freiheit der Wissenschaft gibt das Institut für Zeitgeschichte im Januar 2016 eine historisch-kritische Edition von „Mein Kampf“ heraus.

5. Die bayerischen Lehrkräfte vor allem in den Fächern Geschichte und Sozialkunde sind seit langem erfahren im Umgang mit Quellen des Nationalsozialismus. Das Spektrum reicht von ideologischen Schriften wie Hitlers „Mein Kampf“ und Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“ über Reden, Tagebücher, Memoiren von NS-Schergen bis hin zu Ton- und Bilddokumenten, Akten und Zeitschriften. Viele Quellen liegen in historisch-kritischen Editionen entweder komplett oder in Auszügen vor.

6. Eine historisch-kritische Quellenarbeit mit der Schandschrift „Mein Kampf“ kann in der Verantwortung der Lehrkräfte mit entsprechender fachlicher und didaktischer Vorbereitung auch im Unterricht einen unmittelbaren Zugang von Schülerinnen und Schülern zu dieser Schlüsselquelle der Zeitgeschichte ermöglichen.
Dagegen haben unveränderte Nachdrucke der Schandschrift „Mein Kampf“ an Bayerns Schulen keinen Platz.

7. Bei der Bearbeitung dieser Quellen werden fachspezifische philologische, historisch-kritische sowie didaktisch-pädagogische Methoden angewendet. Die Wurzeln der Inhalte der Hetzschrift müssen erklärt, die Inhalte kontextualisiert und distanzierend aufgearbeitet werden. Das menschenverachtende Weltbild Hitlers und der NSDAP muss dabei demaskiert werden, damit die Hetzschrift „Mein Kampf“ nicht politisch oder ideologisch missbräuchlich eingesetzt oder falsch verstanden werden kann.

8. Das Bayerische Kultusministerium setzt deshalb auf eine mehrstufige Strategie:

a) Zum Erscheinen der historisch-kritischen Ausgabe des Instituts für Zeitgeschichte gibt das Bayerische Kultusministerium den Schulen erste Hinweise zum Umgang mit der Hetzschrift „Mein Kampf“ an die Hand.

b) In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit wird das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ab Februar eigene Fortbildungsveranstaltungen für Multiplikatoren anbieten, bei denen Lehrkräfte ihre Erfahrungen mit dem Umgang mit zeitgenössischen Quellen, u.a. mit „Mein Kampf“, erörtern und gegebenenfalls zusätzlichen Informationsbedarf definieren.

c) Die Vorlage einer Handreichung, die die Fragestellung mit Blick auf „Mein Kampf“ in der Schule erörtert und entsprechende Tipps für Lehrkräfte und Multiplikatoren gibt, ist von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit geplant.

d) Die Bayerische Landeszentrale bereitet außerdem in Zusammenarbeit mit Fachwissenschaftlern eine neue, mehrbändige Geschichte des Nationalsozialismus vor. In dieser wird auch „Mein Kampf“ im Zusammenhang mit dem NS- Schrifttum ausführlich behandelt und es werden didaktische Anregungen für die schulische sowie politische Bildung gegeben.

Selbstverständlich können Publikationen von Fachwissenschaftlern sowie Materialien einschlägiger Einrichtungen wie der Bundeszentrale für politische Bildung Hilfestellung bieten. Weitere Informationen etwa der Bundeszentrale für politische Bildung siehe auch:
http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/216293/mein-kampf.

StMBW, Pressemitteilung v. 07.01.2016

Redaktioneller Hinweis: Zu weiteren Meldungen, die den Umgang mit „Mein Kampf“ betreffen, vgl. hier.