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StMUV: Starkregen und Hochwassergefahren nehmen zu – Gesteuerte Flutpolder wichtige Zukunftsaufgabe

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Der Klimawandel hat Einfluss auf Häufigkeit und Intensität von Niederschlägen. Experten gehen davon aus, dass es im Süden Deutschlands bis zum Ende des Jahrhunderts häufiger zu großflächigen starken Niederschlägen kommen wird. Dadurch steigt auch die Hochwassergefahr. Darauf wies die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf heute hin.

Der Klimawandel hat den Alpenraum fest im Griff. Zunehmende Starkniederschläge erhöhen die Hochwassergefahr und können zur Bedrohung für die Menschen werden. Wir müssen bei der Anpassung an den Klimawandel auch die kurzfristigen Wetterextreme berücksichtigen. Die Klimaforschung liefert dafür wichtige Erkenntnisse“, so Scharf weiter.

Internationale Experten haben in den letzten drei Jahren in einem grenzüberschreitenden Forschungsprojekt ausgewertet, welche Wetterlagen ab 1951 hochwassergefährliche Starkregen in Mitteleuropa ausgelöst haben. Im Herbst sind die Starkniederschläge in Folge von Westwetterlagen bereits tendenziell häufiger geworden. Ein Blick in die Zukunft nach 2050 zeigt aber vor allem im Winter und Frühjahr eine Zunahme der Starkniederschläge um bis zu 20 Prozent. Im Sommer könnte es infolge vermehrter Hochdruck-Wetterlagen über Mitteleuropa – bei einer gleichzeitigen Zunahme der Luftfeuchtigkeit – zu selteneren aber heftigeren Niederschlägen in Süddeutschland kommen. Solche Niederschläge können extreme Hochwasser an großen Flüssen verursachen, wie zum Beispiel an der Donau. Zu einem derartigen Hochwasser kommt es vor allem dann, wenn Böden über Tage und Wochen hinweg bereits stark mit Wasser gesättigt sind. Vor dem Hochwasser 2013 zogen etwa in kurzer Folge drei Tiefdruckgebiete mit starkem Regen über den Alpenraum.

Die Erkenntnisse über hochwasserrelevante atmosphärische Vorgänge helfen bei der Entwicklung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Um auch in Zukunft den bestmöglichen Schutz der Menschen in Bayern zu gewährleisten, setzt der Freistaat deshalb auf die Errichtung gesteuerter Flutpolder.

Scharf: „Flutpolder sind Festungen gegen Jahrhundertfluten. Sie kommen nur dann zum Einsatz, wenn andere Hochwasserschutzmaßnahmen nicht mehr ausreichen. Jeder Polder kann eine Lebensversicherung für die Unterlieger an den Flüssen sein.“

Derzeit plant der Freistaat insbesondere mehrere gesteuerte Flutpolder entlang der Donau. Mit dem Seifener Becken an der Iller verfügt Bayern bereits seit mehreren Jahren über einen gesteuerten Flutpolder, der sich zuletzt beim Juni-Hochwasser 2013 bewährt hat.

Das grenzüberschreitende Forschungsprojekt WETRAX (Weather Patterns, CycloneTracks and related precipitation Extremes) wurde mit insgesamt rund 390.000 Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV), der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und dem Österreichischen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) finanziert. Projektträger waren das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) und die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Mit der Projektdurchführung waren die ZAMG und die Universität Augsburg unter Beteiligung des Deutschen Wetterdiensts (DWD) betraut.

Die meisten großräumigen Starkniederschlagsereignisse in Süddeutschland und im Alpenraum sind mit zwei typischen Mustern zu erklären: Tiefdruckgebiete, die von Oberitalien über den Ostrand der Alpen nach Polen ziehen (sogenannte Vb-Tiefs, sprich: „fünf b“) und für den gesamten Alpenraum intensiven Niederschlag bringen sowie rascher vom Atlantik nach Mitteleuropa durchziehende Tiefdruckgebiete (Westwetterlagen), die an der Nordseite der Alpen sowie den Mittelgebirgen Niederschlag bringen.

Weitere Informationen zum Projekt:
http://www.lfu.bayern.de/wasser/klima_wandel/projekte/wetrax/index.htm

StMUV, Pressemitteilung v. 05.02.2016