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StMBW: Rund 62 Millionen Euro für bayerische Wissenschaftler im DFG-Programm Sonderforschungsbereiche / Transregio

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Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle: „Forschung in Bayern steht bundesweit für Innovation und Fortschritt auf hohem Niveau“

Bayerische Wissenschaftler haben bei der diesjährigen Frühjahrssitzung des Bewilligungsausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Fördermittelzusagen in Höhe von insgesamt 61,9 Millionen Euro sehr gut abgeschnitten. Insgesamt wurden elf Anträge bewilligt, an denen bayerische Universitäten beteiligt sind.

Auf der gestrigen Sitzung in Bonn hat die DFG bundesweit 20 neue Sonderforschungsbereiche (SFB) und SFB-Transregio (TRR) für eine erste Förderperiode von zunächst vier Jahren eingerichtet. Der Ausschuss bewilligte außerdem die Verlängerung von 24 Sonderforschungsbereichen und SFB-Transregio für jeweils eine weitere Förderperiode von vier Jahren. Auf bayerische Forschungseinrichtungen entfielen zwei Neueinrichtungen und neun erfolgreiche Fortsetzungsanträge.

Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle sagte:

Der Wissenschafts- und Forschungsstandort Bayern steht bundesweit für Innovation und Fortschritt auf hohem Niveau. Das verdeutlichen auch die Entscheidungen des Bewilligungsausschusses. Bayerische Universitäten wie z. B. die Universität Regensburg, die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), die Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) und die Technische Universität München (TUM) verfolgen zukunftsweisende Forschungsprojekte, die auf nationaler Ebene hoch angesehen sind.“

Sonderforschungsbereiche werden nach einem strengen Begutachtungsverfahren mit hohen Qualitätsanforderungen vergeben, müssen international sichtbar sein und bedeuten für die Universitäten einen beträchtlichen Zuwachs an Stellen und Mitteln für den jeweiligen Forschungsbereich.

Breites Themenspektrum der bewilligten Anträge

In Bayern werden folgende TRR neu eingerichtet (Titel; antragstellende Universitäten; Sprecher; Fördermittel für bayerische Beteiligte):

  • TRR 175 „Der Chloroplast als zentraler Knotenpunkt der Akklimatisation bei Pflanzen“; LMU zusammen mit HU Berlin und TU Kaiserslautern; Prof. Dr. Dario Leister (LMU); bayerischer Anteil an der Förderung 5 Mio. Euro. Die Forscher wollen akklimatorische Netzwerke in der Pflanzenzelle verstehen, ihre Dynamik vorhersagen und modifizieren. Ziel ist es, die Akklimatisation von Pflanzen unter natürlichen Bedingungen verändern zu können.
  • TRR 179 „Determinanten und Dynamik der Elimination versus Persistenz bei Hepatitis Virus Infektionen“; Universitäten Heidelberg und Freiburg, LMU, TUM; Prof. Dr. Ralf Bartenschlager (Universität Heidelberg); bayerischer Anteil an der Förderung 4,6 Mio. Euro. Die Wissenschaftler möchten langfristig ein therapeutisches Konzept entwickeln, mit dem die Chronifizierung von Hepatitis-Virusinfektionen überwunden werden kann.

Fortgesetzt werden folgende neun SFB / TRR mit bayerischer Beteiligung:

  • TRR 40 „Technologische Grundlagen für den Entwurf thermisch und mechanisch hochbelasteter Komponenten zukünftiger Raumtransportsysteme“; TUM zusammen mit RWTH Aachen, TU Braunschweig, Universität der Bundeswehr Neubiberg, Universität Stuttgart; Prof. Dr. Nikolaus Andreas Adams (TUM); bayerischer Anteil an der Förderung 3 Mio. Euro. Die Wissenschaftler erforschen Technologien und Simulationswerkzeuge, die zu leistungsfähigeren und zuverlässigeren Schubkammern für zukünftige Raumtransporter führen und gleichzeitig deren Produktionskosten reduzieren sollen.
  • TRR 55 „Hadronenphysik mit Gitter-QCD“; Universität Regensburg, Universität Wuppertal; Prof. Dr. Andreas Schäfer (Universität Regensburg); bayerischer Anteil an der Förderung 4 Mio. Euro. Die Wissenschaftler führen Numerische Simulationen mit der sog. Gitter-Quantenchromodynamik-Methode durch. Ziel ist es, teure Hochenergie-Experimente zu verbessern sowie höhere Energie-Effizienz für Hochleistungscomputer zu erzielen und effizientere Algorithmen zu entwickeln.
  • TRR 58 „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“; Universitäten Münster, JMU und Hamburg; Prof. Dr. Hans-Christian Pape (Universität Münster); bayerischer Anteil an der Fördersumme 4,9 Mio. Euro. Die Forscher verfolgen das Ziel, wissenschaftliche Expertise auf den Gebieten Molekularbiologie, Genetik, Neurophysiologie, Verhaltensbiologie, Psychologie, Psychiatrie und Bildgebung zu bündeln, um ein verbessertes Verständnis der Grundlagen von Furcht, Angst und Angsterkrankungen zu erzielen.
  • TRR 109 „Diskretisierung in Geometrie und Dynamik“; TU Berlin und TUM; Prof. Dr. Alexander I. Bobenko (Berlin); bayerischer Anteil an der Förderung 2,7 Mio. Euro. Der Transregio-Verbund erforscht die Diskretisierung von Differentialgeometrie und Dynamik. Durch die „Diskretisierung“ werden Differentialgleichungen in Differenzengleichungen mit einer nur endlichen Anzahl von Variablen umgewandelt. Deren Lösungen nähern sich denen der Differentialgleichung an.
  • TRR 110 „Symmetries and the Emergence of Structure in QCD“; Universität Bonn; Peking University, RUB Bochum und TUM; Prof. Dr. Ulf-G. Meißner (Universität Bonn); bayerischer Anteil an der Förderung 1,1 Mio. Euro. Die Wissenschaftler erforschen die Rolle von Symmetrien und die Herausbildung von Strukturen in der Quantenchromodynamik (QCD). Dabei werden die komplexen Strukturen der Hadronen- und der Kernphysik gemeinsam betrachtet.
  • TRR 127 „ Biologie der Xenogenen Zell-, Gewebe- und Organtransplantation von der Grundlagenforschung zur klinischen Anwendung“; LMU, MHH Hannover und TU Dresden; Prof. Dr. Eckhard Wolf (LMU); bayerischer Anteil an der Förderung 6,3 Mio. Euro. Der Transregio-Verbund erforscht u. a. verschiedene xenogene Abstoßungsmechanismen, generiert und evaluiert mehrfach genetisch modifizierte Spenderschweine. Weitere Schwerpunkte bilden die Untersuchung ethischer, rechtlicher und gesellschaftspolitischer Aspekte.
  • TRR 128 „Initiierungs-, Effektor- und Regulationsmechanismen bei Multipler Sklerose – von einem neuen Verständnis der Pathogenese zur Therapie“; Universitäten Münster und Mainz sowie LMU und TUM; Prof. Dr. Heinz Wiendl (Münster); bayerischer Anteil an der Förderung 4,1 Mio. Euro. Die Wissenschaftler erforschen die komplexen Immun-Interaktionen des zentralen Nervensystems auf molekularer, zellulärer und systemischer Ebene.
  • SFB 1032 „Nanoagenzien zur raum-zeitlichen Kontrolle molekularer und zellulärer Reaktionen“; LMU; Prof. Dr. Joachim Rädler; Fördervolumen 12,3 Mio. Euro. Der SFB entwickelt künstliche biomolekulare Konstrukte, Nanoagenzien. Diese können molekulare und zelluläre Prozesse kontrollieren. Die Entwicklung der Nanoagenzien basiert auf neuer Chemie, Übertragungstechnologie und nanophotonischen Fluoreszenztechniken.
  • SFB 1035 „Kontrolle von Proteinfunktion durch konformationelles Schalten“; TUM; Prof. Dr. Johannes Buchner; Fördervolumen 13,9 Mio. Euro. Strukturelle Plastizität und konformationelle Dynamik sind grundlegende Eigenschaften von Proteinen, die von essentieller Bedeutung für die Regulation ihrer Aktivität in der Zelle sind. Der SFB hat das Ziel, die entsprechenden molekularen Prinzipien zu definieren.

Die nächste Entscheidungssitzung für SFB/TRR findet im November 2016 statt. In ihrem Vorfeld werden neun weitere bayerische Anträge, u. a. der Universitäten Erlangen und Würzburg, vor Ort von internationalen Experten begutachtet werden. Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle betonte:

Diese beeindruckende Antragsdynamik belegt die hohe Qualität der universitären Spitzenforschung in Bayern.“

Hintergrundinformation: Sonderforschungsbereiche (SFB) sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren (in der Regel drei mal vier Jahre) angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Grenzen ihrer jeweiligen Fächer, Institute, Fachbereiche und Fakultäten hinweg im Rahmen eines übergreifenden und wissenschaftlich exzellenten Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Der klassische Sonderforschungsbereich (SFB) wird in der Regel von einer Hochschule beantragt. Der SFB-Transregio (TRR) wird von mehreren (in der Regel bis zu drei) Hochschulen gemeinsam beantragt. Die Förderung ermöglicht eine enge überregionale Kooperation zwischen Hochschulen und den dort Forschenden sowie eine Vernetzung und gemeinsame Nutzung der Ressourcen. Für SFB/TRR stehen im Haushalt der DFG insgesamt jährlich rund 500 Millionen Euro zur Verfügung. Die DFG fördert damit ab Juli 2016 insgesamt 264 Sonderforschungsbereiche.

StMBW, Pressemitteilung v. 30.05.2016