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StMI: Helfen statt gaffen – Appell an Schaulustige

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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann dankt Einsatzkräften für tatkräftigen Hilfseinsatz bei Hochwasserkatastrophe in Niederbayern – Appell an Schaulustige: Helfen statt gaffen

Es ist immens, was unsere Einsatzkräfte hier geleistet haben. Ich bin stolz darauf, dass unser Hilfeleistungssystem in Notsituationen so gut funktioniert“, bilanzierte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann heute am ersten Tag, an dem sich das Hochwasser im Landkreis Rottal am Inn zurückgezogen hat.

Die Zusammenarbeit der örtlichen Einsatzkräfte sei vorbildlich verlaufen. Dennoch ärgerte sich Herrmann über die vielen Schaulustigen, die die Helfer bei ihrer Arbeit behinderten:

Sich an menschlichen Katastrophen ergötzen und dabei Menschen im Weg stehen, die anderen Menschen in der Not helfen wollen, ist alles andere als lustig. Das gehört sich einfach nicht. Es ist schlichtweg unverschämt“, so Herrmann heute.

Herrmann appellierte nachdrücklich an die Bürger vor Ort, nicht unnötig in das betroffene Hochwassergebiet zu fahren, Rettungsgassen freizuhalten und Einsatzkräfte nicht bei den Einsätzen zu behindern.

Auch freiwillige Helfer sollen bei akuten gefährlichen Rettungsaktionen fern bleiben.

Herrmann: „Viele Menschen haben hier die Naturgewalt einfach unterschätzt und sich selbst in Gefahr gebracht. Unsere Feuerwehrler hingegen sind gut ausgestattet und haben die nötige Ausrüstung für gefährliche Einsätze.“

Es freue ihn, dass die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort so groß sei und alle am Tag eins nach der Katastrophe nach wie vor eng zusammenstehen.

Wieder einmal hat sich gezeigt, wie wichtig die Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und der Hilfs- und Rettungsdienste sind. Sie sind ein festes Standbein unserer Gesellschaft“, lobte Herrmann.

Weiter betonte er, dass alle Gaffer, die am Straßenrand gestanden hätten und den Helfern beim Helfen zugesehen hätten, sich doch besser überlegen sollten, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Helfen statt gaffen – das ist das, was wir in Notsituationen brauchen“, so Herrmann abschließend.

Bisher waren mehr als 300 Polizeibeamte der Bayerischen Polizei und der Bundespolizei im Einsatz. Hilfe leisteten darüber hinaus rund 3.000 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr und mehr als 750 Einsatzkräfte der freiwilligen Hilfsorganisationen und 200 Kräfte des Technischen Hilfswerkes. Auch die Bundeswehr konnte vor Ort gegen die Fluten helfen.

Die Aufräumarbeiten und Einsätze dauern im Moment noch an. Bayerns Innenminister will am kommenden Dienstag im Kabinett eine erste Bilanz ziehen.

StMI, Pressemitteilung v. 03.06.2016

Redaktionelle Hinweise

Die Länder Niedersachsen und Berlin haben kürzlich eine Bundesratsinitiative gestartet (Erster Durchgang im Bundesrat mit Ausschusszuweisung am 13.05.2016) und einen Gesetzentwurf zur Änderung des Strafgesetzbuchs vorgestellt, der eine effektive Bekämpfung sog. „Gaffer“ sowie Verbesserung beim postmortalen Persönlichkeitsrechts bewirken soll.

Hintergrund: Eine Behinderung von Rettungsarbeiten, bei der keine Gewalt im Sinne des § 113 StGB angewendet wird und kein tätlicher Angriff vorliegt, ist bisher nicht explizit unter Strafe gestellt. Diese Strafbarkeitslücke soll geschlossen werden. Zudem soll der strafrechtliche Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts gegen die Herstellung und Verbreitung bloßstellender Bildaufnahmen von verstorbenen Personen verbessert werden – § 201a StGB schützt nur lebende Personen (Hintergrund: Unfallopfer werden von Schaulustigen fotografiert oder es werden Videoaufnahmen gefertigt, die dann ins Netz gestellt werden oder ihren Weg in sonstige mediale Kanäle finden).

Siehe auch die Stellungnahme der GdP Bayern: