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BAMF: Start des Modellprojekts „Erstorientierung und Wertevermittlung für Asylbewerber“

In einem Modellprojekt fördert das Bundesamt erstmals Orientierungsangebote für Asylsuchende. Anfang September ist das Angebot in 13 Bundesländern angelaufen. Es richtet sich in erster Linie an Personen mit unklarer Bleibeperspektive, die nicht aus sicheren Herkunftsländern stammen. Für diese Zielgruppe gibt es bislang kein bundesweit einheitliches Orientierungsangebot. In mehreren Modulen erhalten die Teilnehmenden einen Überblick über das Leben in Deutschland und erwerben erste Deutschkenntnisse.

Frühzeitig wichtige Informationen vermitteln

Ein besonderer Fokus der Kurse liegt auf den Werten und Gepflogenheiten in Deutschland:

Frühzeitig und auf einfache Art werden im Unterricht Themen des Zusammenlebens, wie Gleichberechtigung und Religionsfreiheit behandelt. Damit geben wir Asylbewerbern von Anfang an wichtige Informationen an die Hand, die sie für ihre Zeit in Deutschland benötigen“, sagt Dr. Uta Dauke, Vizepräsidentin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

Drei Träger mit Erfahrung bieten Kurse an

Die Kurse werden von drei Trägern angeboten: der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA), der Johanniter-Unfallhilfe und dem Malteser Hilfsdienst. Alle verfügen über viel Erfahrung bei der Integration.

Die Malteser etwa sind bereits seit Langem in diesem Bereich tätig und begrüßen die noch schnelleren Zugangsmöglichkeiten zu Integrationsmaßnahmen, die durch das Modellprojekt nun geboten werden.

Deutsch- und Orientierungskurse gibt es in den Einrichtungen der Malteser seit vielen Jahren. Neu ist, dass wir mit diesem Angebot frühzeitiger und umfänglicher erste wichtige Schritte in unsere Gesellschaft ermöglichen wollen“, sagt Markus Bensmann, Leiter der Fachstelle Flüchtlingshilfe des Malteser Hilfsdienst e.V.

Für die Deutsche Angestellten-Akademie lag die Teilnahme aufgrund jahrelanger guter Zusammenarbeit mit dem Bundesamt bei Integrationskursen und berufsbezogenen Sprachkursen nahe.

Wir wollen Menschen mit Fluchterfahrungen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unterstützen. Die Vermittlung gemeinsamer Werte und den Einstieg in alltagsrelevante Themen verstehen wir als einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Integration“, sagt Sabine Herfert, Leiterin der DAA Baden-Württemberg.

Auch die Johanniter-Unfall-Hilfe kennt aus ihrer täglichen Praxis bei der pädagogischen Betreuung und ehrenamtlichen Arbeit in mehr als 100 Flüchtlingsunterkünften, die von der Organisation betreut werden, die Fragen und Bedürfnisse der geflüchteten Menschen.

Sie wollen die deutsche Sprache lernen und sich schnell in ihrem neuen Lebensumfeld zurechtfinden. Frühzeitige Orientierungsangebote sind dafür unabdingbar“, sagt Jörg Lüssem, Mitglied des Bundesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Das Modellprojekt läuft bis Ende Januar 2017. Es reiht sich ein in eine Vielzahl von Maßnahmen, die das Bundesamt ergriffen hat, um die Erstorientierung von Geflüchteten zu unterstützen. Hierzu gehören u.a. auch die App „Ankommen“ und die Broschüre „Das Grundgesetz – Basis unseres Zusammenlebens“.

Hintergrund: Das Projekt

Die Kurse im Modellprojekt basieren auf dem BAMF-Konzept „Erstorientierung und Deutsch lernen für Asylbewerber“. Auf Grundlage desselben Konzepts führt das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales bereits seit 2013 erfolgreich Kurse für Geflüchtete durch. Ergänzt wurde es nun um das Modul „Werte und Zusammenleben“. Die nunmehr elf Module sind ganz an den Bedürfnissen von Flüchtlingen ausgerichtet und beschäftigen sich mit Themen, die für ihren Alltag relevant sind.

Folgende Inhalte werden in den einzelnen Modulen behandelt: Werte und Zusammenleben, Alltag in Deutschland, Arbeit, Einkaufen, Gesundheit/medizinische Versorgung, Kindergarten/Schule, Mediennutzung in Deutschland, Orientierung vor Ort/Verkehr/Mobilität, Sitten und Gebräuche in Deutschland/lokale Besonderheiten, Sprechen über sich und andere Personen/soziale Kontakte, Wohnen.

Die Kurse bestehen jeweils aus sechs dieser Module (insgesamt 300 Unterrichtseinheiten), die von der Lehrkraft je nach Interessen und Wünschen der Teilnehmenden ausgewählt werden. Das neu geschaffene Modul „Werte und Zusammenleben“ ist dabei verpflichtend durchzuführen. Mit Hilfe des Modellprojekts sollen sich Asylsuchende noch schneller vor Ort und in der Gesellschaft orientieren können.

BAMF, Pressemitteilung v. 30.09.2016