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Bayerischer Städtetag: Digitalisierung und Elektromobilität – Pellkofer: „Technologien für eine stadtverträgliche und umweltfreundliche Mobilität“

„Die Mobilitätsbedürfnisse wandeln sich so, wie sich das Berufsleben und das Wirtschaftsleben wandeln. Mobilität betrifft Ballungszentren und Städte ebenso wie ländliche Räume. Produktionsabläufe in Fabriken und Arbeitszeiten geben den Takt für die Verkehrsflüsse vor“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, Dingolfings Bürgermeister Josef Pellkofer.

Eine florierende Wirtschaft benötigt verlässliche Verkehrswege. Unternehmen sind auf ein dichtes und durchlässiges Verkehrsnetz angewiesen. Just-in-Time-Produktion zieht mehr Güterverkehr nach sich, Dienstleistungen verursachen mehr Autoverkehr, Pendlerströme wachsen – dies lässt sich eindrucksvoll beim BMW-Produktionsstandort Dingolfing beobachten.

Pellkofer: „An vielen Orten, vor allem in den ländlichen Räumen, ist das Auto nicht ersetzbar. In Städten ist das Auto jedoch oft hinderlich: Je dichter die Stadt ist und je mehr Angebote es im Nahverkehr gibt, je mehr Radwege bestehen und Fußgängerbereiche, desto besser ist der Autoverkehr zu verringern. Dazu gehören mehr attraktive Umsteigemöglichkeiten vom Auto in den öffentlichen Nahverkehr. Mobilität muss stadtverträglich sein und sie muss menschenverträglich sein. Mobilität muss klimaverträglicher und umweltfreundlicher werden.“

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CO2-, NOx- und Feinstaub-Emissionen schaden dem Klima. Jeder Meter, den wir zu Fuß oder mit dem Rad hinter uns legen, nutzt dem Klima und der Gesundheit. Elektromobilität kann helfen, Schadstoffemissionen zu reduzieren und Lärm zu mindern. Intelligente Logistikkonzepte im innerstädtischen Wirtschaftsverkehr und effiziente Antriebstechniken können Emissionen mindern. Elektromobilität kann manche Probleme bei Abgas oder Lärmbelastung lindern. Die ersten Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen, Hybrid-Autos oder Hybrid-Bussen im Linienverkehr sind noch ernüchternd, da die Reichweite mit Elektroantrieb ausbaufähig ist. Ein technisches Problem sind die geringen Speicherkapazitäten. Hier sind Industrie und Forschung stärker gefordert.

Pellkofer: „Ein Problem bei der Elektromobilität liegt in der Infrastruktur für Ladesäulen: Hier fehlen technische Standards – etwa für Schnell-Lade-Stationen. Es fehlen einheitliche Abrechnungssysteme. Der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur hat noch nicht richtig begonnen.“

Es ergeben sich vielfältige praktische Fragen: Wo sollen Ladestationen stehen – eher in Wohngebieten oder an Einfallstraßen? Wo sind Standorte sinnvoll – eher auf privaten oder auf öffentlichen Flächen? Wie lange ist die Standzeit an einer Ladestation? Wie geht man mit Falschparkern um, die eine ELadestation blockieren?

Pellkofer: „Die Ladeinfrastruktur ist keine Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge, sondern sollte grundsätzlich dem Markt überlassen bleiben. Städte und Gemeinden können planerische Unterstützung leisten, dürfen aber nicht in eine faktische Mitfinanzierungspflicht geraten. Der Bund muss einen Rahmen für tragfähige Geschäftsmodelle zur Ladeinfrastruktur schaffen.“

Digitalisierung kann helfen für den Einsatz von mehr multimodalen Verkehrsangeboten zur besseren vernetzten Mobilität. Digitale Innovationen können zum Beispiel Carsharing attraktiver machen, können Transportketten effizienter und schneller organisieren. Digitalisierung kann beim Umsteigen im öffentlichen Nahverkehr helfen oder bei der einheitlichen Abrechnung des Fahrscheins: Unterschiedliche Innovationen unter dem Motto „Modal Split“ erleichtern die Aufteilung zur Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel und das Umsteigen zwischen Fußverkehr, Radverkehr, öffentlichem Nahverkehr und Auto. Ansätze für den Lieferverkehr sind Mobilitätsstationen oder innovative Verknüpfungen für Kuriere, Expressdienste und Paketboten mit Tourenbündelung, elektrischen Lastenrädern, Paketstationen. Eine Ökonomie des Teilens ist im Aufschwung, die gemeinschaftliche Nutzung von Verkehrsmitteln kann mit moderner Technik effizienter werden.

Pellkofer: „Neue Technik löst nicht alle Probleme, bietet aber Unterstützung bei deren Lösung. Smart City ist ein Schlagwort, das neue Lösungsansätze für die Stadt der Zukunft zusammenfasst. Neue Technologien können Lösungen zum Umsteigen zwischen Verkehrsmitteln beitragen und können Mobilität mit Mitfahrangeboten, Taxi- Apps oder Angeboten zum gebündelten Transport von Gütern effizienter abwickeln. Allerdings kosten neue Technologien Geld, etwa mit höheren Investitionskosten oder Unterhaltslasten.“

Bayerischer Städtetag, Pressemitteilung v. 12.07.2017

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