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StMBW: Erinnerungsort an Olympia-Attentat München 1972

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Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle hat heute Medienvertretern einen ersten Einblick in den „Einschnitt“ – den Erinnerungsort an das Olympia-Attentat von München – im Kolehmainenweg im Münchner Olympiapark ermöglicht. Eröffnet wird der Erinnerungsort am kommenden Mittwoch durch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Israels Staatspräsident Reuven Rivlin und Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle im Beisein von Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Innenminister Joachim Herrmann. Dieser Festakt schließt sich an eine persönliche Gedenkstunde mit den Angehörigen der Opfer an, bei dem der Erinnerungsort an diese und anschließend an die Öffentlichkeit übergeben‘ wird. An dem Festakt werden neben den Staatsgästen auch Angehörige der elf israelischen Sportler und des bayerischen Polizisten teilnehmen, die zu Opfern des terroristischen Attentats geworden waren. Zu den Gästen wird auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster und die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern Charlotte Knobloch, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, IOC-Präsident Thomas Bach, der DOSB Vorstandsvorsitzende Michael Vesper sowie Steven Ungerleider von der Foundation for Global Sports Development zählen.

Kultusminister Spaenle heute am Erinnerungsort:

„Der terroristische Anschlag auf die israelische Nationalmannschaft während der fröhlichen Spiele 1972 in München war ein bis heute schmerzlicher ‚Einschnitt‘ in das Leben der Sportler und ihrer Angehörigen, in die bis dahin heiteren olympischen Spiele in München, in die Idee eines friedlichen Wettstreits zwischen Sportlern aus allen Nationen und auch ein Einschnitt in die deutsche Geschichte. Unser Anliegen ist es, mit dem Gedenkort an die getöteten israelischen Sportler und den bayerischen Polizisten zu erinnern, den terroristischen Anschlag darzustellen und diesen in die Zeit einzuordnen. Wir wollen den Opfern im öffentlichen Bewusstsein ihre Persönlichkeit wieder geben. Dabei war es ein Kernanliegen bei der Entwicklung der Konzeption, den Gegensatz zwischen weltoffenem, sportlichem Wettbewerb nach der olympischen Idee und dem dramatischen Einschnitt des vernichtenden Terrors darzustellen. Die Biographien der Opfer stehen dabei im Mittelpunkt. Ich danke auch dem Architekturbüro Brückner & Brückner, dieses Einliegen mit dem Symbol des Einschnitts im Gelände entwickelt zu haben.“

Zur Geschichte des Attentats

Am 05.09.1972 waren acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ in das Olympische Dorf eingedrungen. Sie hatten im Haus Connollystraße 31 elf israelische Sportler als Geiseln genommen. Zwei Sportler, die sich gegen die Terroristen zur Wehr zu setzen versuchten, wurden noch in der Connollystraße ermordet. Die deutschen Sicherheitsbehörden brachten Terroristen und Geiseln unter dem Hinweis, sie von dort nach Kairo ausfliegen zu lassen, nach Fürstenfeldbruck. Die weiteren neun israelischen Geiseln und ein bayerischer Polizist kamen beim Befreiungsversuch auf dem Flughafen von Fürstenfeldbruck ums Leben.

Die Opfer des Attentats von 1972 sind:

  • David Berger
  • Ze’ev Friedmann
  • Yossef Gutfreund
  • Eliezer Halfin
  • Yossef Romano
  • Amitzur Shapira
  • Jacob Springer
  • Kehat Shorr
  • Mark Slavin
  • André Spitzer
  • Moshe Weinberg
  • und Anton Fliegerbauer

„Einschnitt“ als Siegerentwurf in einem Wettbewerb

In einem konkurrierenden Verfahren hatten 2014 mehrere Architektur- und Gestaltungsbüros ihre Entwürfe für einen Erinnerungsort an das Olympia-Attentat München 1972 eingereicht. Die konzeptionelle Vorlage stammte von Werner Karg vom Bayerischen Kultusministerium, Bernhard Purin vom Jüdischen Museum München und Dr. Jörg Skriebeleit von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Abstimmung mit Angehörigen der Opfer und dem israelischen Generalkonsulat. Eine Jury unter Vorsitz der Prof. Barbara Holzer hat den Entwurf „Einschnitt“ von Brücker & Brückner Architekten aus Tirschenreuth als Siegerentwurf prämiert. Am westlichen Lindenhügel im Olympiapark wurde der Entwurf realisiert, der Erinnerungsort in einen Hügel am Kolehmainenweg hineingeschnitten und mit Biographien der zwölf Opfer und einer medialen Präsentation des Attentats zur historischen Einbettung in die heiteren Spiele und den palästinensischen Terror ausgestaltet. Bei der Aufarbeitung stehen die politische Dimension der Olympischen Spiele allgemein und die besondere Bedeutung der Olympischen Sommerspiele für die Bundesrepublik Deutschland 1972, der arabisch-israelischer Konflikt und der palästinensische Terror mit dem „Schwarzen September“ im Zentrum.

Erinnerungsort

An den Kosten für den Erinnerungsort, gut € 2,35 Mio. (davon € 1,9 Mio. für den Erinnerungsort und rd. € 450.000 für die Präsentation), beteiligen sich:

  • der Freistaat Bayern,
  • die Bundesrepublik Deutschland,
  • die Landeshauptstadt München,
  • das Internationale Olympische Komitee,
  • der Deutsche Olympische Sportbund und
  • die Foundation for Global Sports Development.

StMBW, Pressemitteilung v. 04.09.2017